Letzten Samstag, am 15. Juli versammelten sich nach verschiedenen Angaben bis zu 600 Menschen in Herford in Nordrhein-Westfalen um gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Straße zu gehen. Anlass der Demonstration ist ein Vorfall am 03. Juni diesen Jahres bei dem der 19-Jährige Bilel wegen Autofahrens ohne Licht von der Polizei kontrolliert und im Laufe der Kontrolle von den Bullen mit 34 Schüssen angegriffen wird. Sechs Kugeln trafen Bilel direkt, welcher im Nachgang in Lebensgefahr schwebte und inzwischen eine Querschnittslähmung davon getragen hat.

Im Vorfeld der Demonstration wurde schon seitens der bürgerlichen Lokalpresse ein Horrorszenario über die Demonstration und ihre Teilnehmer verbreitet. Die „Neue Westfälische“ publizierte wenige vor der Demonstration einen Artikel in der sie vor einer Allianz von „Linksextremen“ und „Salafisten“ warnte die gemeinsam gegen die Polizei mobil machen würden. Ein Grund für die Panik in der Provinz sollen Aufrufe auf sozialen Medien gewesen sein die Polizeigewalt in Herford mit den gleichen Mitteln wie in Frankreich zu begegnen. Diese Panikmache zeigte sich dann auch am Tag der Demonstration selber. So waren laut Journalisten und Demonstrationsteilnehmern nicht nur verschiedene Einsatzhundertschaften der Polizei vor Ort, sondern auch die als Spezialeinheiten kategorisierten „Beweis- und Festnahmeeinheiten“. Dieses martialische Aufgebot soll nach Angaben verschiedener Beobachter vor Ort zu einer bedrückenden und einschüchternden Stimmung geführt haben. Unter den 600 Teilnehmern befinden sich nach Bildeindrücken und Berichten nicht nur Menschen aus der revolutionären Bewegung, sondern auch ein großer Anteil an Freunden und Bekannten von Bilel aus den tiefsten und breitesten Massen, von denen viele Migranten sind.

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Kurz nach der Auftaktkundgebung wird die Demonstration angehalten. Grund dafür sollen einzelne Würfe von Böllern und Plastikflaschen auf die Bullen und Vermummung sein. Die Bullen verboten der Demonstration daraufhin den Weg durch die Innenstadt und den Gang zum Polizeipräsidium und kündigten den Einsatz einer Überwachungsdrohne an, welche auch daraufhin real eingesetzt wurde. Am Herforder Rathaus, dem Ort der ersten Zwischenkundgebung angekommen, kam es laut Augenzeugen zu unübersichtlichen Jagdszenen bei denen die Polizei mehrfach in die Demonstration ging und Leute angriff. Beobachter bezeugen vor allem das die Angriffe der Polizei sich gezielt gegen den Teil der Demonstration richtete, der aus migrantischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestand. Im Zuge dessen sollen insgesamt sechs Demonstrationsteilnehmer verhaftet worden sein.

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Einige Minuten später wurde die Demonstration dann von den Veranstaltern für beendet erklärt. Wenig später kam es dann abermals zu Jagdszenen bei denen die Bullen besonders migrantische Demonstrationsteilnehmer in Nebenstraßen mit Pfefferspray und Schlagstöcken angriff und sie daraufhin an mehreren Stellen einkesselten. Im Anschluss daran mussten sich alle Eingekesselten einer erkennungsdienstlichen Behandlung über sich ergehen lassen, ehe sie nach Stunden entlassen aus der Maßnahme entlassen wurden. Während ein Teil der Bullen in diesem Zeitraum mit Maßnahmen im Kessel beschäftigt sind, soll es an anderen Stellen leichte Auseinandersetzungen und einzelne Steinwürfe auf die Bullen gegeben haben.

Indes lassen sich in den sozialen Netzwerken wie TikTok, Instagram oder Twitter verschiedene Videos finden die von dem entschlossensten Spektrum unter den Demonstrationsteilnehmern stammen und sowohl Polizeigewalt als auch den Widerstand gegen diese aufzeigen. Besonders verbreitet wird ein aufgenommenes Lied samt Musikvideo mit Szenen von den Auseinandersetzungen auf der Demonstration, welches Gerechtigkeit für Bilel fordert, auch auf den in Frankreich ermordeten Nahel Bezug nimmt und zum Widerstand gegen Polizeigewalt aufruft.

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