Durch einen gekonnten Kopfball kurz vor Ende der Verlängerung ist die Auswahl des deutschen Imperialismus gestern bei der Fußball-EM im eigenen Land mit einer 1:2-Niederlage gegen die spanische Auswahl im Viertelfinale ausgeschieden. Im zweiten Spiel des Abends setzte sich der französische Imperialismus gegen Portugal um seinen narzisstischen Kapitän Cristiano Ronaldo, für den die EM womöglich das letzte große Turnier war, im Elfmeterschießen durch.

Die deutsche Mannschaft wurde unmittelbar nach dem Ausscheiden im TV in höchsten Tönen gelobt, die Fortschritte gewürdigt, die man in der letzten Zeit gemacht habe usw. Dabei wurde das von DFB-Chef Bernd Neuendorf ausgerufene Ziel, das Endspiel zu erreichen, deutlich verfehlt. Für den deutschen Imperialismus ist es nun wichtig, das, was er mit dieser EM hat erreichen können, aufrechtzuerhalten, das „Deutschland-Fieber“ unter den am meisten vom Imperialismus bestochenen Schichten des Volkes. Dafür brauchte man insbesondere „gute Laune“ und Feierstimmung, für die die NDW-Hymne Major Tom wiederbelebt und der sogenannte „Saxophon-Mann“ medial populär gemacht wurde, der die Fanmeilen in Deutschland besuchte und zu Partyhits auf seinem Instrument die Melodie spielte. Angesichts des Viertelfinals hat auch der Haushaltsentwurf der Ampel-Spitzen keine ungewünschte Aufmerksamkeit erfahren.

Mit dem Ausscheiden ist der patriotische Spuk auf den Straßen, was Deutschland angeht,erstmal beendet. Heute Abend hat Holland im Spiel gegen die Türkei die Möglichkeit, auch der anderen großen Nationalismus-Party in Deutschland ein Ende zu setzen. Die Mannschaft um den jungen Superstar Arda Güler machte abseits der guten fußballerischen Leistungen mit dem „Wolfsgruß“ von Merih Demiral, den er nach seinem Treffer im Achtelfinale gegen Österreich zeigte, auf sich aufmerksam. Die UEFA sperrte Demiral für zwei Spiele, die deutsche Innenministerin Faeser nannte das Zeigen der Geste „inakzeptabel“. Ins Auge fällt hier wieder sofort, dass, obgleich es eine zutiefst reaktionäre Symbolik ist, sie nicht verboten ist. Sowohl die Grauen Wölfe als auch der Gruß sind in Deutschland nicht verboten (die erste Rufe nach einem Verbot sind jetzt laut geworden, und gut möglich ist, dass man hier mit einem Verbot durch die Exekutive, an den Gerichten vorbei, einen weiteren Präzedenzfall schaffen will), auch die UEFA muss die Sperre mit schwammigen Begründungen rechtfertigen. Allein juristisch hat der Präsident des türkischen Fußballverbandes, Mehmet Büyükekşi, recht, wenn er sagt: „Wir betrachten die von der UEFA-Ethik- und Disziplinarkommission gegen unseren Spieler Merih Demiral verhängte Zwei-Spiele-Strafe als eine inakzeptable, rechtswidrige und politische Entscheidung.“ Schaut man wiederum in die „Menschenrechtserklärung“ von Faeser und Co. zur EM ist es relativ offensichtlich, wie der deutsche Imperialismus bei der Sperre seine Finger maßgeblich im Spiel hat. Das hat auch seine Konsequenzen. Die Türkei hat den deutschen Botschafter in Ankara einbestellt, das Auswärtige Amt tat es ihnen in Berlin gleich. Und Präsident Erdogan selbst wird heute Abend in die deutsche Haupstadt kommen, um das Spiel zu gucken – dafür änderte er seine Reisepläne kurzfristig. Das wird Effekt haben – der „Papa“ kommt vorbei und beschwört den Nationalismus unter denen, die, obwohl sogar hier geboren, in Deutschland oft immer noch nicht als ein ein „vollwertiges Mitglied der Gesellschaft“ anerkannt werden und selbst, wenn auch seltener als insbesondere Araber und Afrikaner, imperialistischem Chauvinismus ausgesetzt sind. Das schafft für einen Moment auch Probleme für den deutschen Imperialismus. Jochen Kopelke, der Chef der GdP, warnt vor einem „Hochrisikospiel“ und betonte, Politik habe keinen Platz auf dem Spielfeld. In Bezug auf die „Menschenrechtserklärung“ ist diese letztere Aussage eines Vertreter des deutschen Imperialismus mehr als lächerlich. Dass die Polizei heute Abend allerdings Probleme bekommen könnte, ist wahr.

Auf der anderen Seite fördert Erdogans Besuch aber auch wieder die Spaltung der Arbeiter, was im Interesse des deutschen Imperialismus ist. Hier ist auch wieder seine Doppelmoral zu denunzieren, wie er die reaktionären Massenorganisationen der AKP, z.B. der DITIB, in deren Moscheen wiederum Briefe von Erdoğan verteilt werden, und die mit ihnen verbundenen Faschisten, unterstützt und finanziert. Mit der Unterstützung der türkischen Nationalistenwird zudem verhindert, dass eine wahre patriotische Bewegung, die ihr Land vom Imperialismus befreien und es nicht einer Bande Landesverkäufer überlassen will, sich entwickeln kann.

 

Türkei Feier Wolfsgruß

Deutschtürkin mit Deutschland-Armband zeigt den Wolfsgruß bei Siegesfeier und Autokorso nach dem Spiel gegen Tschechien

Titelbild: Lange Gesichter - Toni Kroos beendet seine Karriere mit dem Viertelfinal-Aus (Quelle beide Bilder: Frankfurter Allgemeine)