Lagerarbeiter des türkischen Einzelhandelunternehmens Migros Group, die seit drei Monaten im Protest gegen die schlechten Arbeitsbedingungen, unbezahlten Urlaub und Entlassungen sind, wurden bei einer Aktion vor der Villa des Chefs Tuncay Özilhan in Beykoz, Istanbul, geschlagen, festgenommen und gefoltert. Am 91. Tage des Protests zogen die Arbeiter vor das Haus des Chefs, da er alle Anfragen zur Kommunikation abgelehnt hatte, und wollten eine öffentliche Erklärung abgeben.

Während des Protests seit Beginn des Jahres wurden Arbeiter, die Widerstand gegen die Entsendung in den unbezahlten Urlaub leisteten, fristlosentlassen. In zahlreichen Unternehmen in der Türkei wird seit Beginn der Krise massenhaft unbezahlter Urlaub „verhängt“, und organisierter Protest dagegen hat in der Regel eine direkte Entlassung zufolge. Der Protest der Migros-Arbeiter und die Denunziation der Aggression der Polizei vor der Villa des Chefs richtete sich insbesondere an den Mutterkonzern Anadolu Grubu, eine der großen Säulen des bürokratischen Kapitalismus in der Türkei.

Auch das Anrücken und die Schikane durch die Polizei konnten den Protest vor Ort vorerst nicht stoppen: Arbeiter bauten vor der Villa in den vergangenen Tagen Zelte auf, wogegen die Bullen ebenfalls mit hartem Eingreifen vorgingen.

Massenkämpfe in Istanbul entwickeln sich auch im Stadtteil Eyüpsultan gegen die „Stadtteilaufwertung“. Mit der Erklärung des Stadtteils zu einem „riskanten Gebiet“ wurde ein Projekt zur Erneuerung von 191 Haushalten, d.h. Verdrängung der Menschen vor Ort, eingeleitet, in dessen Zuge nun mal wieder Strom, Gas und Wasser abgestellt werden sollen. Als die Beamten zu diesem Zweck kamen, entwickelte sich der Protest, den sie mit Pfefferspray auseinander trieben und dabei einige Anwohner verhafteten.

 

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