Spike Lees neuer Film „Da 5 Bloods“ erzählt die Geschichte afroamerikanischer Soldaten im Vietnamkrieg, die auch ein Verstärker für die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den 60er und 70er Jahren war. Damit schneidet der Regisseur ein wichtiges Thema an, denn die ökonomische, politische und soziale Unterdrückung der Afroamerikaner schlug sich selbstverständlich auch im Vietnamkrieg nieder. Weil sich die Söhne der Reichen der Musterung entziehen konnten, waren die Gemusterten fast ausschließlich Angehörige der Arbeiterklasse und davon überproportional viele Afroamerikaner. Innerhalb der Armee wurden sie dann auch eher verheizt, als ihre weißen Kameraden: Afroamerikaner bildeten 25% der Kampfeinheiten, aber nur 12% der gesamten Armee.

Über die Erfahrungen der Diskriminierung wird gerade der schwarzen Bevölkerung im Vietnamkrieg augenfällig, dass der Yankee-Imperialismus, der sie zu Menschen zweiter Klasse macht, nicht für ihre Interessen kämpft. In konzentriert Form drückt sich das in einem Ausspruch des Boxers Muhammad Alis aus, der die Musterung verweigerte: „No Vietcong ever called me a nigger“ (dt.: Der Vietcong hat mich niemals einen Neger genannt). Auch die fünf schwarzen GIs im Film können keinen guten Sinn in diesem Krieg finden und weisen die antikommunistische Propaganda aus der „Heimat“ zurück. Als Konsequenz beschließen sie eine Kiste voll Goldbarren verschwinden zu lassen, die dafür bestimmt war, ein Volk der Region für den Kampf gegen Vietnam zu bestechen. Die eigentliche Handlung des Films setzt ein, wenn die „5 Bloods“ nach Jahrzehnten nach Vietnam zurückkehren, um den Schatz zu bergen. Die Ereignisse des Vietnamkriegs werden dabei parallel in Rückblenden aufgerollt. Auf ihrer Reise werden sie immer wieder mit den brutalen Spuren konfrontiert, die der "Amerikanische Krieg", wie ihn die Vietnamesen nennnen, im Land hinterlassen hat.

Black Power

Dem Film ist ebenfalls anzurechnen, dass die vietnamesischen Streitkräfte nicht als gesichtslose bis animalische Horden dargestellt werden, wie das in Hollywoodfilmen ansonsten üblich ist. Wenn die Bloods den Vietnamesen im Gehölz auflauern, dann werden die arglosen Gespräche der näher rückenden Vietnamesen untertitelt. Indem man erfährt, dass auch sie zuhause Angehörigen haben, die um sie bangen, werden sie von einem Feindbild zu Figuren, mit denen man mitfühlen kann. Ansonsten kommt die vietnamesische Seite im Krieg nur in Gestalt einer Radiosprecherin des „Radios Hannoi“ vor, die gezielt schwarze GIs anspricht und sie zum Kampf gegen ihren gemeinsamen Unterdrücker, dem Yankee-Imperialismus, auffordert. Der konsequenteste antiimperialistische Widerstand formierte sich in den USA schließlich innerhalb der Studentenbewegung und in Gestalt der Black Panther Bewegung, die stark vom Maoismus und den Schriften Frantz Fanons geprägt wurde.

Auf der ästhetischen Ebene ist der Film ein interessanter Stilmix, Rückblenden werden zum Beispiel im 16:9 Format eingebettet. Obwohl der Film stellenweise auch klamaukig werden kann, integriert er auch dokumentarische Szenen. Wenn historische Persönlichkeiten auch nur in einem Halbsatz erwähnt werden, werden prompt ihre Porträts eingeblendet. Der Prolog über den Vietnamkrieg und die Bürgerrechtsbewegung wird ausschließlich in Dokumentarfilmausschnitten erzählt und zieht den Zuschauer gekonnt in seinen Bann.

Trailer