Die Einführung von Verhütungsmitteln, über die die Frau selbst die Kontrolle hat, waren und sind ein Schritt zur Emanzipation der Frau. So groß die Errungenschaft auch ist, so groß ist auch der Widerstand in der patriarchalen Gesellschaft gegen die Selbstbestimmung der Frau.
In Chiredzi, einem Ort im Südosten Simbabwes, entscheiden sich immer mehr Frauen für hormonelle Verhütungsmethoden und erleiden dafür immer wieder patriarchale Gewalt.
Hier wird Verhütung von vielen Bewohnern als ein Bruch mit alten Traditionen gesehen, die viel Wert auf die Abstammungslinien legen. Fügen sich die Frauen den Forderungen nicht und verhüten, erleben sie alle Formen von Gewalt. Immer wieder erzählen Frauen, dass ihre Männer die sogenannte „Pille“ manipulieren oder versuchen, den Frauen ihre im Oberarm eingesetzten Verhütungsmittel, mit Rasierklingen herauszuschneiden. Weiter werden sie für ihre Entscheidungen verprügelt, um sie zu einem Absetzen der Medikamente zu zwingen und teilweise sogar ermordet. Besonders die eheliche Gewalt (zusammen mit der auf ökonomischen Gründen basierenden) macht in diesem Gebiet mehr als 60% aller patriarchalen Gewalt aus, was auch national in Simbabwe ein Problem ist: Jede dritte Frau wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von Gewalt.
Trotz dieser Bedrohung brechen immer mehr Frauen mit der alten Tradition, möglichst viele Kinder zu kriegen. Und das hat gute Gründe: 60% der Bewohner des Distrikts leben in Armut und können ihr Kinder nicht zur Schule schicken, was wiederum bedeutet, dass die Kinder stattdessen in jungen Jahren arbeiten müssen. Das dann verdiente Geld wird von dem Vater und Ehemann dann auch noch oft selbst einbehalten. Nicht selten verlässt der Vater die Familie auch komplett und unterstützt seine Familie kein bisschen. Die Schwieger-Familie sieht sich dazu auch selten in der Pflicht, für die Kinder aufzukommen, sodass am Ende die Frau wieder komplett allein da steht und neben der unbezahlten Reproduktionsarbeit nun auch noch dazu ihre Arbeitskraft verkaufen muss, um die Familie zu ernähren.
Die Frauen brechen also aus guten Gründen mit den patriarchalen Traditionen. Die Regierung Simbabwes unterstützt die Familienplanung (zumindest offiziell), dennoch sind die patriarchalen Strukturen in den Orten nicht mit bloßer Gesetzgebung zu bekämpfen und bieten den Frauen kaum Unterstützung, sie müssen sich selbst organisieren und unterstützen. So auch in Chiredzi, wo sich die Frauen zusammenschließen und sich in gegenseitig unterstützen, wenn es um die Erstversorgung von Neugeborenen geht oder um die Trennung vom Ehemann.