In ganz Brasilien werden momentan über 1.000 Schulen besetzt. Die Schülerinnen und Schüler kämpfen so gegen die bürokratkapitalistische Regierung Michel Temers und deren Sparmaßnahmen. Während den Besetzungen führen sie den Unterricht selbst, halten Veranstaltungen und nehmen sich die Straßen, um für eine kostenlose und hochwertige Beschulung Aller zu kämpfen. In Brasilien gibt es neben den staatlichen Schulen vielfach Privatschulen, die für den größten Teil des Volkes jedoch nicht bezahlbar sind. Ein Beispiel einer Besetzung ist die Schule in Tijuca, einem Stadtteil im Norden Rio de Janeiros, die seit Anfang November in den Händen der Jugendlichen ist. Die Schüler haben den Tagesablauf straff organisiert, deren größter Bestandteil eine tägliche Vollversammlung ist. Hier organisieren sie den Widerstand gegen die massiven Sparmaßnahmen der Regierung, die auch den Bildungsetat stark beeinträchtigen. Auch kritische Diskussionen zu Feminismus und der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung sollen verboten werden. So haben besonders die Frauen ein Interesse an den Kämpfen. Die Schülerin Erika Thimoteo fasste es in einer Rede vor Eltern, der Presse und den Aktivisten so zusammen: "Die Regierung hat Angst vor Jugendlichen, die für sich selbst denken, vor Jugendlichen, die noch Träume haben, und vor allem vor Jugendlichen, die nicht diese veraltete und antiquierte Zukunft wollen, welche die Regierung uns vorlegt.". Sie lehnen die jetzige Regierung ab, die ausnahmslos aus weißen Männern besteht und ihre Unterdrückung und Ausbeutung nur weiter verschärft.
Die verschiedenen Komitees zeichnen sich durch einen hohen Frauenanteil aus, wobei die Schülerinnen genau darauf achten, dass sich keine patriarchalen Strukturen heraus entwickeln. Auch nehmen viele Frauen konkrete Führungspositionen ein und erfüllen diese gewissenhaft.
Angst vor einer möglichen Räumung haben sie nicht, die Notwendigkeit ist ihnen bewusst. „Der Sinn der Schulbesetzung ist etwas an uns zu nehmen, was uns rechtmäßig zusteht, und daraus die Schule unserer Träume zu machen“, erklärt eine Besetzerin. "Das einzige was wir brauchen, ist eine Stimme. Wir haben viel zu sagen und viel beizutragen, aber niemand wollte uns zuhören. Diese Tage sind jetzt vorbei.".
Die Entschlossenheit für ihre Befreiung zu kämpfen, erstärkt bei den Brasilianerinnen und besonders bei den weiblichen Jugendlichen immer mehr. Ihr Vertrauen in den alten Staat ist gänzlich verloren und die Notwendigkeit, sich selbst zu befreien, wird immer deutlicher. Dies zeigt sich deutlich auch in den Mobilisierungen der Volksfrauenbewegung (MFP).