Überall, an Bahnhaltestellen und anderen öffentlichen Werbeflächen, finden sich im Moment Plakate mit Sprüchen wie „100 Jahre Frauenwahlrecht, und wofür streitest du?“. Denn am 12. November feiert der deutsche bürgerliche Staat das 100. Jubiläum des Frauenwahlrechts in Deutschland. Und sicherlich, als Frauen noch nicht wählen durften, war es eine absolut gerechtfertigte Forderung für das Frauenwahlrecht zu kämpfen. Was die Bourgeoisie jetzt macht ist das Frauenwahlrecht, welches in Deutschland von Kommunistinnen wie Clara Zetkin – aber auch von liberalen Frauen aus dem Kleinbürgertum – erkämpft wurde, zum Anlass zu nehmen um Propaganda für die bürgerliche Demokratie und das herrschende System zu machen und proletarische Frauen davon abzuhalten sich ernsthaft für ihre Interessen zu organisieren.
Das Ganze ist eine groß angelegte Propagandakampagne um den Frauen, welche sowohl vom Patriarchat als auch vom Imperialismus unterdrückt werden zu erzählen, alle Probleme ließen sich innerhalb dieses Systems lösen. Was sie als Erfolge feiern, ist, dass sich Frauen jetzt auch von Frauen wie Angela Merkel unterdrücken lassen dürfen. Sie feiern, dass Frauen für die Interessen der deutschen Monopole in den Krieg geschickt werden dürfen. Sie feiern, dass sich proletarische Frauen von Frauen aus der Bourgeoisie ausbeuten lassen dürfen. Das ist was der bürgerliche Feminismus den Frauen gebracht hat. Die formale Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Das Ergebnis davon ist die allen bekannte Doppelbelastung und der damit einhergehende Anspruch an Frauen sowohl arbeiten zu gehen, als auch den Haushalt und die Kindererziehung zu schmeißen.
Die Initiatoren sprechen davon, dass die Kampagne „100 Jahre Frauenwahlrecht“ „sowohl an erreichte Erfolge erinnert, als auch heutige Herausforderungen rund um Gleichberechtigung und politische wie gesellschaftliche Teilhabe von Frauen in den Blick nimmt.“ Sie akzeptieren, dass es „noch viel zu verbessern gibt“ und sagen damit implizit die Probleme von Frauen wären eigentlich innerhalb dieses Systems lösbar. Aber das sollte uns nicht überraschen. Zwar versuchen sie mit ihrer Kampagne Illusionen unter den Frauenmassen zu schüren, aber für die Frauen aus der (Klein-)Bourgeoisie funktionieren die in der Kampagne angesprochenen Lösungen tatsächlich auf bestimmte Art und Weise. Sie haben ein Interesse daran, dass es leichter wird sich einen guten Posten zu sichern. Das Patriarchat unterdrückt alle Frauen, aber nicht alle Frauen haben die gleichen Probleme, denn die Klasse trennt die Menschen mehr als das Geschlecht. Den Massen an Frauen, die als Reinigungskräfte, Altenpflegerinnen, in Schlachtereien oder als Leiharbeiterinnen schuften kann es egal sein wie hoch der Anteil an Frauen im Bundestag oder in den Vorständen der Bonzen ist. In ihrem Interesse wird dort sowieso nichts entschieden. Sie sollen aber das Gefühl bekommen, dass ihre Probleme gehört werden von den Herrschenden, sie sollen Vertrauen schöpfen in dieses System. Allerdings zeigt uns der dauerhafte Abwärtstrend der Wahlbeteiligung in der BRD, insbesondere in den armen Bundesländern bzw. den proletarischen Stadtteilen, wie wenig Vertrauen die am meisten ausgebeuteten und unterdrückten Teile des Proletariats in den alten Staat und seine Wahlen haben. Und dementsprechend bleibt die ganze Kampagne ein weiterer hilfloser Versuch der Bourgeoisie die Frauen vom Kampf abzuhalten.