Lateinamerika

Paulo Justino Pereira, Vorsitzender der Verbindung Wladimir Lenin, wurde am Nachmittag des 1. Mai in Rio Pardo ermordet. Er nahm am 27. April an einem Treffen von Bauern aus verschiedenen Regionen Rondônias mit Vertretern des Konzerns Eletrobrás, der Behörde Incra (Instituto Nacional de Colonização e Reforma Agrária) teil, um für Energieversorgung, Strassen, Brücken und Schulen in der Region zu kämpfen. Dabei vertrat er die Forderungen von 3000 Bewohnern Rio Pardos. Am 29. und 30. April nahm er mit anderen Bauern an einem Treffen mit dem nationalen Vertreter der Gutsbesitzer teil, wobei er die Lage von über 300 Familien in Rio Pardo, die vor zwei Jahren umgesiedelt wurden, verurteilte. Das Treffen war angespannt und wurde ohne Lösung beendet, am Tag darauf wurde Paulo ermordet.

Am Sonntag, den 19. April verübte die ELN (Ejército de Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee) einen Sprengstoffanschlag auf die Caño Limón–Coveñas Pipeline, die seit Jahren das Ziel von Anschlägen, sowohl der ELN, als auch der FARC-EP ist. Der jüngste Anschlag auf die Pipeline sorgte dafür, dass das ausgelaufene Öl sich in Richtung des Río Arauca bewegte, der die Wasserversorgung der Stadt Arauca bildet, die deshalb abgestellt wurde. Die 15.000 Bewohner der Stadt haben daher momentan keinen Zugang zu Trinkwasser.

Zum Artikel über die Operation der FARC-EP am 14. April gibt es heute auch ein Update.

Am 14. April gerieten in Buenos Aires in der Region Cauca Soldaten der kolumbianischen Streitkräfte unter Beschuss durch die FARC-EP.‭ ‬Dabei wurden‭ ‬10‭ ‬Soldaten getötet und‭ ‬18‭ ‬weitere verletzt.‭ ‬Dem Hinterhalt gingen Offensiven der kolumbianischen Streitkräfte mit Anti-Guerilla Operationen voraus.‭
Die FARC-EP verurteilt diese Angriffe des Staats in einer Stellungnahme‭ und bedauert, die Vorstöße der Reaktion in ihre Gebiete trotz eines einseitig erklärten Waffenstillstands mit solchen Methoden beantworten zu müssen.

Update:
Jetzt, inzwischen 10 Tage nach den Kampfhandlungen ist klar, dass kolumbianische Streitkräfte versuchten sich die aktuelle Schwäche der FARC-EP zunutze zu machen und einen neuen Stützpunkt in von der FARC-EP kontrolliertem Gebiet zu errichten. Dieser Stützpunkt konnte zerschlagen werden. Von den 18 verletzen Soldaten ist ein weiterer gestorben, was die Zahl an Toten Soldaten auf 19 erhöht. Bei dem Angriff sind auch zwei Mitglieder der FARC-EP ermordet worden, zwei weitere starben im Laufe der vorletzten Woche in einer anderen Operation. Neben ihrem Angriff mit Bodentruppen, bombardieren Kampfflugzeuge der kolumbianischen Streitkräfte weiterhin die Stellungen der FARC-EP.

Der Schriftsteller und Journalist Eduardo Hughes Galeano verstarb am‭ ‬13.‭ ‬April in Montevideo.‭ ‬Wir gedenken dem Autor,‭ ‬der neben seiner redaktionellen Tätigkeit in vielen Zeitschriften vor allem für sein Buch‭ „‬Die offenen Adern Lateinamerikas‭“‬,‭ ‬einer geschichtlichen Aufarbeitung der Kolonialisierung und Ausbeutung des lateinamerikanischen Kontinents,‭ ‬bekannt ist.‭ ‬Galeano verbrachte einen großen Teil seines Lebens aufgrund seiner Tätigkeiten im Exil,‭ ‬wobei er erst vor der Militärjunta in Uruguay und später in Argentinien flüchtete.

Am 7. April wurde ein Konvoi von Bullen, der auf dem Weg nach Guadalajara war, von einer bewaffneten Gruppe attackiert. 15 der Bullen wurden erschossen sowie 5 weitere verletzt, nicht einen Verletzten oder Getöteten bei den Angreifern konnten sie melden.

Die Liga der armen Bauern (LCP) hat aus Anlass des Tages der Helden des brasilianischen Volkes in der Stadt Jaru einen wichtigen Transportweg blockiert. Etwa 120 Bauern aus verschiedenen Regionen des Bundesstaates Rondônia blockierten für etwa neun Stunden lang die Straße BR 364. Unterstützt wurden sie bei der Aktion von hunderten Arbeitern, Anwohnern und Unterstützern. Der Tag der Helden des brasilianischen Volkes wurde zu Ehren des am 9. April 2012 ermordeten Bauernführers der LCP Genosse Renato ausgerufen. Die Bauern protestierten mit der Aktion auch gegen die volksfeindlichen Maßnahmen von Dilma Rousseff und ihrer Partei PT und forderten beispielsweise die Regulierung der Stromversorgung. Zur Freigabe der Straße forderte die LCP die Erfüllung ihrer Forderungen von Vertretern der entsprechenden Die Polizei zog mit Unterstützung der Militärpolizei starke Kräfte aus umliegenden Städten zusammen. In der Zeit hatte sich inzwischen ein Stau von 60 km in beide Richtungen angesammelt. Im Zuge der gespannten Situation stimmten die Bauern zu die Straße für 15 Minuten freizugeben, um den Repräsentanten der Unternehmen eine Anreise zu ermöglichen. Es wurden Verhandlungen begonnen, doch LCP wies ausdrücklich darauf hin, dass weitere Aktionen folgen werden, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Nachdem die Bauern sich zurückgezogen hatten begannen Taxifahrer an der gleichen Stelle einen Protest, motiviert von der Aktion der LCP.

In den letzten Wochen waren gleich zwei hohe Vertreter des deutschen Imperialismus Peru besucht. Zunächst war Mitte Februar der deutsche Außenminister Steinmeier zu Besuch. Sein Anliegen war die Ausdehnung der deutschen Kontrolle über die peruanische Infrastruktur, denn der Flughafen von Lima wird bereits seit 15 Jahren von der deutschen Flughafengesellschaft Fraport betrieben. Als zweites kam im März der  Bundespräsident und deutsche Chefprotestant Gauck nach Peru. Dieser weihte am 21. März den sogenannten „Ort der Erinnerung, der Toleranz und Inklusion“ ein. Ein Projekt, das auch vor allem mit deutschen Geldern für „Entwicklungshilfe“ vorangetrieben wurde und dessen Eröffnung letztendlich auch erzwungen war, denn nach mehrfachen Verschiebungen wurde er nun ohne Inhalt eröffnet. Ursprünglich sollte das Projekt, um es mit den Worten der Bourgeoisie zu sagen, „der Bewältigung des Bürgerkriegs“ dienen.  Die Eröffnungsrede Gaucks enthält neben solchem Schwachsinn wie Vergleichen mit der DDR, dem Faschismus in Deutschland und Bibelzitaten noch ganz anderes. So erklärt er unter anderem den Volkskrieg in Peru für beendet und das Ende der Maoisten. Dazu bleibt nur anzumerken, dass am ebenfalls 21. März in der Region Huancamayo zwei örtliche staatliche Verwaltungsbeamte mit Kopfschüssen getötet wurden und die staatlichen Autoritäten sich über Tage nicht trauten die Leichen zu bergen, da sie sich vor den Guerillas fürchteten, so viel dazu, dass der „Leuchtende Pfad“ nicht mehr existiert

Anlässlich des von der Regierung nicht anerkannten „Tages des jungen Kombattanten”, der jedes Jahr am 29. März in Erinnerung an zwei von der Reaktion ermordete Militante von den Menschen der Armen- und Arbeiterviertel hochgehalten wird, kam es auch diesem Jahr wieder zu lang andauernden Kämpfen in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Jugendliche und Bewohner versuchten die Polizei aus den Vierteln zu vertreiben und griffen diese mit Molotow-Cocktails, Steinen, Laserpointern und Feuerwerk an. Weite Straßenzüge wurden mit brennenden Barrikaden für Polizeifahrzeuge unpassierbar gemacht. Der sich seit langem anstauende Hass gegen die Bullen entlud sich dieses Jahr sogar in höherer Form als sonst mit der gezielten Ermordung eines Polizisten. Nachdem dieser und seine Kollegen in ihrem Fahrzeug sitzend unter Feuer genommen wurden und versuchten aus ihrem Vehikel zu fliehen, erwischte es einen von ihnen am Hals. Drei weitere Polizisten wurden bei separaten Vorfällen durch Schüsse verletzt. Wir sehen diesen Kampf der Massen gegen den Terror der Bullen und der Reaktion als einen gerechtfertigten Kampf und sind zuversichtlich, dass sich dieser Kampf in unmittelbarer Zukunft intensivieren wird.