Wir veröffentlichen die inoffizielle Übersetzung eines Artikels der chilenischen Genossen von El Pueblo, der am 8. Januar erschienen ist.

Am Donnerstag, den 7. Januar, gegen 12:00 Uhr mittags, wurde eine neue Offensive gegen die Mapuche-Gemeinden gestartet. Eine Razzia mit über 700 Mitgliedern der Carabineros und der chilenischen Kriminalpolizei wurde auf dem Gebiet der Gemeinde Temucuicui, in der Gegend von Ercilla, in Wallmapu durchgeführt. Auch in anderen Gemeinden wurden Razzien durchgeführt.

Dies geschah, während Lonkos¹, Werkenes² und Angehörige der Gemeinden dem Prozess gegen die Carabineros beiwohnten, die in den Mord an Camilo Catrillanca verwickelt waren, einem jungen Weichafe³, der zur gleichen Gemeinde Temucuicui gehörte.

Der Weichafe Catrillanca wurde am 15. November 2018 feige getötet, während er mit einem Minderjährigen auf seinem Traktor fuhr und von seiner landwirtschaftlichen Arbeit zurückkehrte, als sie ins Visier der brutalen Polizei des sogenannten Comando Jungla de Carabineros gerieten, einer Elitetruppe, die mit modernster Ausrüstung zur Aufstandsbekämpfung bewaffnet und an der Anti-Guerilla-Schule in Kolumbien ausgebildet wurde.

Einer der in den Mord verwickelten Polizisten, Carlos Alarcón, wurde für schuldig befunden, aber das Urteil lässt die institutionelle Verantwortung der Carabineros und des Innenministeriums bei der Durchführung der Polizeiaktion, die mit der Ermordung des Weichafes endete, sowie die Vertuschung und das Verschweigen von Beweisen über das heimtückische Verbrechen außer Acht.

Die Ermordung von Camilo Catrillanca löste absolute Ablehnung und Proteste im ganzen Land aus. Vor allem, als die Beweise für ein polizeiliches Komplott, in das der ehemalige Innenminister Andrés Chadwick verwickelt war, öffentlich wurden.

Camilo Catrillanca gehörte von klein auf zum Widerstand der Mapuche gegen die Offensive der Großgrundbesitzer und des alten Staates, der dieses Volk unterwerfen und den Kampf um die Rückgewinnung ihrer Ländereien, die dem großen imperialistischen Monopolkapital und seinen einheimischen Partnern, vor allem den Forst- und Agrargroßgrundbesitzern, überlassen wurden, in Blut ertränken will.

Der Polizeieinsatz

Gestern drangen - nach Zeugenaussagen - zwischen 700 und 800 Soldaten mit Sturmgewehren, vermummten Gesichtern und Kriegsmunition in die Gemeinde ein. All dies wurde begleitet von einem riesigen Aufgebot an Fahrzeugen, viele davon gepanzert, und von mindestens vier Hubschraubern, die über die Gemeinde flogen und Schüsse abgaben. Laut Polizeibericht wurden 8 Repressionsbeamte der PDI⁴ auf verschiedene Weise verletzt, einer davon wurde getötet.

Schnell verbreitete sich ein Kommentar des Bruders des verstorbenen PDI, der das Motiv für die großspurige Aktion in Frage stellte, die mit dem Drogenhandel zu rechtfertigen versucht wurde, aber die Erbärmlichkeit des Beschlagnahmten machte deutlich, dass es sich um einen politisch motivierten Schlag gegen die Gemeinde und den Kampf des Mapuche-Volkes handelte.

Männer und Frauen schlossen sich zusammen und gingen hinaus, um die gepanzerten und bewaffneten Truppen zu rügen, sich von ihrem Territorium zurückzuziehen und warfen ihnen vor, dass sie den Einsatz verwirklichten, während der Prozess um Camilo Catrillanca im Gange war: "Seid ihr krank! Das sind Kriminelle, wie könnt ihr euch mehr um Geld kümmern als um das menschliche Leben?"

Das Polizeiaufgebot reagierte mit großen Mengen an Tränengas, abfeuern von Kugeln, Zerstörung von Häusern und der Festnahme von Frauen, Männern und Kindern. Viele Videos kursierten in den sozialen Netzwerken, in einem sieht man einen jungen Lamngen⁵, der mit einem durch Schrotkugeln schwer verwundeten Mund mit voller Geschwindigkeit zu einer Pflegeeinrichtung fährt, auf der Suche nach medizinischen Versorgung. Ein anderes Video zeigt ein weiteren Lamngen mit über einem Dutzend Verletzungen.

Ebenfalls in einem Ereignis, das große Empörung hervorrief, verhaftete die militarisierte Polizei die Mutter, die Witwe und die 7-jährige Tochter von Camilo Catrillanca, als sie zur Urteilsverkündung wollten.

Gestern Nachmittag verbarrikadierten sich die PDI-Truppen im Angol-Stadion mit einem riesigen Aufgebot an Fahrzeugen und Truppenkontingenten.

Der derzeitige Innenminister Galli reiste nach Araukanien, um die Polizeiaktion zu unterstützen und um die politische Aufgabe hervorzuheben, die die Polizeikräfte bei der Besetzung von Mapuche-Territorium durchführten: „Es wurde gestern demonstriert, dass Temucuicui kein Ort ist, an dem der Staat kein Zugang hat.“

Die Monopolpresse wurde Teil des kruden Aufbaus des alten Staates und wies darauf hin, dass die Operation gegen den Drogenhandel gerichtet war und veröffentlichte in Schlagzeilen, dass "tausend Marihuana-Pflanzen" in Temucuicui gefunden wurden, um Verwirrung zu stiften und die Mapuche Gemeinden mit Rauschgifthandel in Verbindung zu bringen.

Am gestrigen Tag wurden in der Region Valparaiso in der Gegend von Zapallar, Fünfte Region, 3.602 Marihuana-Pflanzen beschlagnahmt die auf 9 Milliarden Pesos geschätzt wurden. Dies zeigt, dass die in Temucuicui durchgeführte Operation die Antwort der Regierung auf den Kampf war, den diese Gemeinde und das Volk der Mapuche für das chilenische Volk darstellen.

Am selben Tag wurde bekannt, dass in der Nacht vor der Operation Orwal Casanova Cameron getötet wurde, der nach verschiedenen lokalen Quellen ein anerkannter Anstifter⁶ des Paramilitarismus, mit Verbindung zur APRA⁷ (paramilitärische Organisation der UDI⁸), die 2015 einen anderen Landwirt in der Gegend von Victoria bedrohten.

Für den heutigen Freitag werden Solidaritäts- und Protestaktionen zur Unterstützung des Mapuche-Volkes erwartet.