Offiziell seit dem 7. Februar ist die Amtszeit von Haitis regierendem Präsidenten Moise vorbei. Dieser denkt jedoch nicht daran aufzuhören zu regieren hat doch das erste Jahr nach den Wahlen eine Interimsregierung das Staatsgeschehen geführt. Seit dem Ende seiner fünf jährigen Amtszeit fordert die Opposition entsprechend seinen Rücktritt, während Jovonel Moise hingegen der Meinung ist, er hätte noch ein Jahr Anspruch zu regieren.
Während sich die parlamentarischen Cliquen darüber streiten, wer jetzt wie lang regieren darf wird die Situation für viele Haitianer zunehmend noch unerträglicher als zuvor. Neben den lang existierenden Problemen wie Armut, Hunger oder regelmäßigen Stromausfällen ist vor allem das Problem der organisierten Kriminalität massiv gewachsen. Diese ist (weil der Staatsapparat hauptsächliche im Interesse dieses oder jenes herrschendes Grüppchen eingesetzt wird, anstelle die Unversehrtheit der Menschen zu garantieren) inzwischen dazu übergangen Kidnapping für Lösegeld zu betreiben.
Weil der Staat, nach der Versorgung mit Grundbedürfnissen wie Nahrung, Wasser und Strom, nun nicht einmal mehr seiner Funktion nachkommt, die Leute zu beschützen, haben sich in den letzten Tagen und Wochen große Proteste entwickelt, die sich zu kraftvollen Demonstrationen und, in den größeren Städten, auch zu Straßenschlachten mit der Polizei entwickelt haben. Zynischer weise, setzt der Staat im Kampf gegen die Demonstranten sogar jene kriminellen Organisationen ein, gegen die sich der Protest richtet. Hier zeigt sich offen die Verbindung des Staats zur Lumpenkriminalität. Dies legt auch für den Letzen offenbar, warum die einzelnen Funktionäre in der Staatsmachinerie überhaupt kein Interesse haben, die Umstände zu ändern.