Am letzten Samstag liefen laut Polizeiangaben bis zu 20.000 Corona-Leugner und Verschwörungstheortiker in Berlin auf, um in mehreren Demonstrationen und Kundgebungen ihren Unmut über die politische Handhabe der Corona-Maßnahmen Luft zu machen, aber auch um krude und antisemitische Ansichten zu verbreiten.
Während es freilich absurd wäre Corona zu leugnen, denn de facto sind die Krankenhäuser bspw. in den USA an ihrer Kapazitätsgrenze und müssen bereits kranke zum Sterben nach Hause schicken (vgl. RND), werden diese Fakten von Leugnern schlicht ignoriert. Quantitativ (Überlastung) als auch qualitativ (teilweise notwendige Beatmungen) sind die Schäden durch Covid-19 weitaus gravierender als die oft zur Relativierung herangezogene Influenza.
Dennoch muss dem berechtigten Ausdruck der Furcht des Raubes der bürgerlich demokratischen Rechte durch die bürgerliche Politik gleichsam Beachtung geschenkt werden. Ja es stimmt, der bürgerliche Staat tritt restriktiv und repressiv in dieser Pandemie auf. Er nutzt die Pandemie, um für ihn zur Aufrechterhaltung seiner Ordnung notwendige Maßnahmen durchzusetzen, da weltweit die eine riesige Wirtschaftskrise bereits vor „Corona“ am Anrollen war. Corona war daher Glück im Unglück und dient als Steigbügelhalter, um unpopuläre Gesetzesverschärfungen durchzuwinken und durch „Corona“ breite Legitimation zu erfahren, quasi ein Burgfrieden 2020. Aber die Corona-Pandemie ist nicht erdacht. Sicherlich muss man im Hinterkopf behalten, dass bürgerliche Staaten zu allen Schandtaten bereit sind um ihre Politik durchzusetzen, und betrogen wird in jeder nur denkbaren Möglichkeit wenn es den eigenen Zielen dient (man denke nur an die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak unter Saddam Hussein, die 2003 den Krieg einläuteten aber bis heute nie gefunden wurden). Grundsätzliche Skepsis gegen den bürgerlichen Staat ist daher stets angebracht. Entgegen wissenschaftlicher (materialistischer) Erkenntnis jedoch weiterhin den Unglauben gegen eine reale Krankheit aufrecht erhalten zu wollen ist dagegen falsch.
Revolutionäre sollten daher die richtigen Forderungen der Bewegungen popularisieren und ebenfalls gegen den Ausnahmezustand auftreten. Zugleich jedoch die falschen Ideen kritisieren und berichtigen. Ja, der bürgerliche Staat raubt unsere letzten bürgerlichen Freiheiten. Nein, Corona ist keine Lüge. Ja, die Corona-Pandemie wird instrumentalisiert, um unliebsame Gesetze durchzuwinken. Nein, Bill Gates hat Corona nicht erfunden und in die Welt gesetzt.
Dass die Polizei inzwischen auf Gästelisten in Restaurants nach Gutdünken zugreift, zeigt einträchtig das Interesse der Corona-Regeln. Überwachung, Kontrolle und Steuerung der Massen. Denn wenn es diesem Staate wirklich um das gesundheitliche Wohl der Bürger gehen würde, hätte er flächendeckend Desinfektionsspender aufgestellt (besonders an Bus- und Bahnhaltestellen), kostenlos Schutzmasken verteilt und das Gesundheitssystem aufgestockt. Doch nichts dergleichen passierte. Stattdessen nur rigides durchgreifen.
Somit tritt ein Widerspruch zutage: die Anliegen der Anti-Corona-Demos sind zum Teil gerechtfertigt, jedoch unter den falschen Voraussetzungen (d.h. falsche Analyse der Verhältnisse) und von den falschen Leuten (regelmäßig Faschisten) propagiert. Die richtige Handhabe des Widerspruchs darf dabei nicht sein sich mit den Feinden zu verbrüdern und eine Querfront zu bilden, sondern die richtigen Forderungen aufzunehmen und zugleich harte Kritik (in Theorie und Praxis...) am Rest zu leisten.
Die Folge der letzten Demonstration wird jedoch noch weitreichende Wellen schlagen. Aus Politkreisen wird bereits gefordert eine Masken- und Ausweispflicht („zur Verhängung von Bußgeldern“) einzuführen (Karl Lauterbach, SPD), bzw. Versammlungen gar nicht mehr zu genehmigen (Schuster, CDU: „(...) Versammlungen "nur noch unter sehr viel strengeren Auflagen oder gar nicht mehr zu genehmigen", sagte Schuster der "Rheinischen Post".)