Ach nein, ach nein. Dem Herrn Wachtmeister ist gar nicht mehr zu lachen zumute. Sein Beruf wird ihm viel zu beschwerlich. Die sooft wegen Rassismus entlarvten1 und noch heimlich beim Hitlergruß entdeckten Polizisten2 werden nunmehr als Rassisten und Nazis beschimpft. Man mag es kaum glauben. So abwegig wie das ist.

Auch Erklärungen würden in solchen Momenten nicht helfen. ‚Das interessiert die Leute nicht. Du bist Polizist und wirst deshalb sofort in eine Schublade gesteckt: Nazi!‘ schnaubt der Polizist Orcjan mit armenischen Wurzeln und berichtet weiter.“

So jammern die interviewten Polizeibeamten aus Bremen im Weser-Kurier und mokieren sich noch über die angeblich aufmüpfigen Bürger anstatt auch nur ansatzweise selbstkritisch die Gründe hierfür zu hinterfragen.

Sie erzählen dabei von Einsätzen wie dem, als sie zu Hilfe gerufen wurden, weil im Viertel eine Person auf dem Bürgersteig zusammengeklappt war. Die beiden Streifenwagen, die als erstes vor Ort waren, seien schon mit Flaschen beworfen worden, bevor die Kollegen ausgestiegen waren.“

Die „Hilfe“ der Bremer Polizei kennt man bereits zu Genüge. Während in dem Interview vollmundig das Bild eines gerechten und sorgenden Sheriff inszeniert wird, sieht die „Hilfe“ in der Realität vielmehr den Schlagstock für den Migranten und die im Quarzsandhandschuh geballte Faust für die „linke Zecke“ vor. Die Räumungen des Dannenröder Forst illustriert dann auch eindrücklich die polizeiliche „Hilfeleistung“ für Verletzte: Die werden nämlich selbst herbeigeführt durch rabiate Übergriffe, fahrlässig bis mutwilligen Verletzungen durch Absturz3 oder gefährliche Körperverletzung durch Wasserwerfereinsatz bei Minusgraden.4 Da kocht die Wut berechtigterweise irgendwann über. Und dann passiert es manchmal, es fliegen Flaschen auf die Bullen. Das nennt man Reaktion.

Doch auch der Arbeitsalltag mit den „normalen“ Bürgern sei schwieriger geworden. Seit der sogenannten Corona-Pandemie und der währenddessen erneut aufgeflammten Black-Lives-Matter-Bewegung um den Tod von George Floyd „sei die Stimmung auf der Straße immer angespannter geworden.“ Für den Bullenalltag bedeutet das mehr Respektlosigkeit und nachvollziehbare Widerrede bei polizeilichen Maßnahmen:

Als ich kürzlich jemanden aufgefordert habe, mir seinen Ausweis zu zeigen, hat er gesagt, dass er erst mal googeln müsse, ob ich das überhaupt dürfe.“ - erzählt der Bulle fassungslos. „Plötzlich wurde man bei jeder Kontrolle hinterfragt“, berichtet Jamal Rossol. Ohne jeden Respekt werde man geduzt, fast immer mit aggressivem Unterton: „Du darfst das nicht. Du hast mir überhaupt nichts zu sagen. Macht dir das Spaß? Du bist nicht besser als ich…“

Wie man sieht haben die Massen – völlig unverschämter Weise – ein Interesse daran ihre Rechte gegenüber den selbsternannten „Freunden und Helfern“ zu verteidigen. Kein Wunder, wenn von diesen immer wieder bewusst versucht wird den Rahmen des legalen zu sprengen, in der Hoffnung ihren Aufforderungen wird aufgrund ihrer schnieken Uniform direkt nachgekommen. Da ist googeln jawohl das mindeste.

Während Bullen unbeschadet Migranten in Zellen anzünden und abfackeln dürfen (Oury Jalloh, Dessau), durch geschlossene Türen mit der Pistole auf Migranten ballern (Adel B., Essen) oder Jugendliche wegen unerlaubtem E-Scooter-fahrens halb totwürgen (Hamburg) wundert man sich bei der Polizei tatsächlich noch immer über die steigende Respektlosigkeit.

Hinzu komme der Druck von außen. Leute, die sich einmischten, keinerlei Abstand hielten, anfingen zu filmen.“ Während die Massen häufig erleichtert darüber sind, dass die Bullenschikanen gefilmt und sichtbar gemacht werden, empört man sich bei der Bremer Polizei selbst bei eigens begangenen Straftaten noch. Dabei hat man mit den eigenen „Bodycams“ hingegen freilich keine Probleme. Das sind diese Dinger, die seltsamerweise immer dann ausgehen, wenn der Bulle mal wiedermit seinem Schlagstock auf den Migranten einprügelt und genau in dem Moment wieder angehen, wenn man zum Schutz die Hände entgegenstreckt und im Nachgang noch ein „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ reingewürgt bekommt. Aber gleiches Recht habe schließlich nicht für alle zu gelten. Denn letztlich wüsste man ja, dass jede polizeiliche Maßnahme gerechtfertigt sei, und die Polizei ohne jede Sünde ist. Quasi deshalb auch nach dem Motto agiert: Wer frei von jeder Sünde ist, erschieße den ersten Ausländer.„Gewissensfreiheit“ bei der Polizei.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud, heißt es so treffend. Und während sich die Bullen darüber freuen, ständig neue Befugnisse zu erhalten und vom Innenministerium unter Seehofers Vorsitz regelmäßig einen Ablassbrief für jedes widerwärtige Vergehen zu bekommen, möchten wir an dieser Stelle folgendes Gejammer der Bremer Bullen zitieren und nur freudig mit den Worten unterstreichen: Die Rebellion ist gerechtfertigt.

Es habe sich etwas an der generellen Haltung vieler Menschen gegenüber der Polizei geändert, sagt Jamal Rossol. ‚Wir sind zum Feindbild geworden.‘ Mit Flaschen beworfen zu werden, gehöre für Polizisten in Bremen inzwischen ebenso zum Alltag wie Handgreiflichkeiten bei Kontrollen. ‚Geschubst zu werden, erwartet man inzwischen schon.‘ Aber dabei bliebe es nicht. Schläge ins Gesicht, Tritte, der Versuch, Polizisten zu Boden zu bringen... ‚Das Aggressionspotenzial, das einem da entgegenschlägt, gerade auch von Unbeteiligten, ist wirklich extrem geworden.‘ Immer häufiger, wenn man nach der Arbeit in der Dienstgruppe gemeinsam über das Erlebte spreche, die Einsätze nachbereite, schaue man sich einfach nur noch fassungslos an.“

 

1https://www.fr.de/panorama/jan-boehmermann-zdf-polizistensohn-polizei-rassismus-gewalt-whatsapp-rainer-wendt-holger-stahlknecht-90125639.html
2https://www.sueddeutsche.de/bayern/rosenheim-prozess-bundespolizei-hitlergruss-urteil-1.4962994
3https://www.giessener-allgemeine.de/hessen/dannenroeder-forst-a49-ausbau-giessen-protest-kassel-absturz-exkremente-polizei-zr-90095685.html
4https://www.hessenschau.de/panorama/a49-ausbau--waldbesetzer-wollen-weiter-mahnwache-halten--neue-proteste-angekuendigt--beuth-dankt-polizisten-fuer-einsatz,dannenroeder-forst-ticker-100.html