Schon am 17. Januar hatte die Welt am Sonntag einen Artikel über den Plan mehrerer Landesregierungen Internierungslager für sogenannte "Quarantäneverweigerer"zu errichten, veröffentlichti. Britischen Zeitungen wie der "Telegraph", "Daily Mail", und die "Sun" griffen das Thema teilweise schon am selben Tag auf, deutsche Medien ließen da länger auf sich warten und das große Medienecho, dass man wohl erwartet hätte, blieb bisher auch weitestgehend aus.

Diese Pläne sind in der Zwischenzeit teilweise schon realisiert wordenii, bzw. waren schon zuvor Realität, so in Brandenburg, dort gibt es seit Mai 2020 eine Sektion für "Quarantäneverweigerer" in der ehemaligen Abschiebehaftanstalt Eisenhüttenstadt, dort saßen insgesamt 30 Personen ein, im Moment allerdings niemand, aus Ermangelung an "Tätern"iii. In Neumünster, Schleswig Holstein wurde eine Einrichtung auf dem Gelände der Jugendarrestanstalt Moltsfeld fertiggestellt, dort sollen ab dem 01. Februar Personen interniert werdeniv. Baden-Württemberg, Sachsen und Berlin planen ebenfalls die Schaffung solcher oder ähnlicher Hafteinrichtungen, Bayern behält sich ebenfalls die Internierung vor, will aber eigens dafür keine Unterbringungen errichten, sondern Krankenhäuser nutzen.

 

Zum einen stellt die Verweigerung der Quarantäne nicht einmal nach dem bürgerlichen Infektionsschutzgesetz eine Straftat dar, zum anderen scheint die Zahl dieser "Verweigerer" sowieso gering zu sein, zudem hat die große Mehrheit der Bundesländer keine landesweit zentralisierten Daten zu den Verstößenv.

 

Natürlich sind gewisse Schutzmaßnahmen notwendig, um die Pandemie einzudämmen, aber wie alles in dieser Welt, tragen auch alle Corona-Maßnahmen einen Klassenstempel und zwar einen bürgerlichen, sie sind reaktionär und treffen vor allem die Massen, anstatt sie zu schützen. In erster Linie geht es der Bourgeoisie darum, die Massen in der aktuellen Überproduktionskrise des Imperialismus, welche ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, ruhig zu stellen, die gerechte Rebellion nieder zu halten, darum raubt man die hart erkämpften demokratischen Rechte. Und dieser neue Vorstoß ist nichts anderes, als unliebsame Personen, egal ob reaktionäre Corona-Leugner oder nicht, in Lager zu konzentrieren, böse Zungen würden behaupten, Deutschland baut neue Konzentrationslager. In diesem Zusammenhang muss klar sein, dass was einmal an Repression geschaffen wurde, nicht einfach so zurück genommen wird, wenn die Pandemie vorbei ist. Was dem bürgerlichen Staat als ideellem Gesamtkapitalisten nutzt, wird auch weiterhin bestehen bleiben. Wer weiß, wer dann interniert wird, weil er dem "deutschen Volkskörper" schadet, wie es die NSDAP ausgedrückt hätte.

 

Aber was hat nun Robert Koch damit zu tun? Zum einen ist 1942 die Bundesbehörde, das Robert-Koch-Institut nach ihm benannt worden. "Das Robert Koch-Institut ist die nationale Behörde zur Vorbeugung übertragbarer Krankheiten, sowie zur frühzeitigen Erkennung und Verhinderung der Weiterverbreitung von Infektionen. [...] Es arbeitet mit den jeweils zuständigen Bundesbehörden, den zuständigen Landesbehörden, den nationalen Referenzzentren, weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und Fachgesellschaften zusammen."vi Man kann also davon ausgehen, dass das RKI auch in diesem spezifischen Fall in irgendeiner Art und Weise dort involviert ist. Zum anderen war Robert Koch der eigentliche Begründer der deutschen Tradition der Konzentrationslager.

 

Um die afrikanischen Kolonien besser ausbeuten zu können, investierte das deutsche Kaiserreich ab 1884 intensiv in die Bekämpfung von Malaria und anderen Tropenkrankheiten, zum Schutz der Kolonialherren natürlich. Ab dem Jahr 1906 wurde der deutsche Nobelpreisträger und ehemaliger Leiter des Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, Robert Koch, damit beauftragt die tödliche Schlafkrankheit zu erforschen, um die Arbeitskraft der ostafrikanischen Arbeiter, im Dienste der Imperialisten, zu erhalten. Um mehr als 1.000 Personen pro Tag zu untersuchen, wurden angeblich Kranke unfreiwillig und unter widrigsten Bedingungen in Lagern konzentriert.vii Es gibt ebenfalls Berichte über Betroffene, die vorsätzlich infiziert worden waren, um an ihnen Experimente durch zu führen. Zuvor hatte er tausende Menschen mit dem arsenhaltigen Mittel Atoxyl vergiftet und getötet, um die Dosierung zu "testen". Im deutschen Kaiserreich waren derartige Versuche an Menschen zu dieser Zeit bereits illegal, in Übersee konnten sie ihren chauvinistischen Phantasien jedoch freien Lauf lassenviii. Belastbare Zahlen darüber, wie viele Menschen in Robert Kochs Konzentrationslagern für die Interessen der Imperialisten sterben mussten, scheinen nicht zu existieren, zu diesem Thema schweigen die deutschen Medien und das RKI selbst auch lieber.

 

Auch unter dem deutschen Faschismus blieb sich das Preußisches Institut für Infektionskrankheiten, welches ab 1942 Robert Koch-Institut hieß und von der NSDAP zu einer eigenständigen Reichsanstalt (heute Bundesbehörde) gemacht wurde, dem imperialistischen Chauvinismus treu. "Menschen wurden wie Meerschweinchen behandelt, nur weil es billiger und bequemer war"ix Unter anderem infizierte der RKI-Arzt Claus Schilling im KZ-Dachau mindestens 1.200 Menschen mit Malaria, um Impfstoffe an den Insassen zu testen, 300-400 Personen wurden alleine bei diesem Experiment ermordet. Diese und auch andere Versuchsreihen in Konzentrationslagern, wie im KZ-Buchenwald und Sachsenhausen, wo Impfstoffe gegen das Fleckfieber an Insassen getestet wurden, wurden nicht nur vom RKI durchgeführt, sondern teilweise überhaupt erst angeregtx. Zu diesen Taten hat das RKI lange geschwiegen, erst 2006 wurde eine Studie zu dieser Thematik beim Institut für Geschichte der Medizin der Charité in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden nicht, wie man es von einer Bundesbehörde erwarten sollte, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, sondern in einem Buch veröffentlicht, welches ca. 30€ kostetxi.

 

Damals wie heute, wenn auch in anderer Form, dient das Robert-Koch-Institut den Interessen der Herrschenden, der Bourgeoisie, der Ausbeuter und Unterdrücker, wie sollte es bei einer Behörde eines reaktionären und imperialistischen Staats auch anders sein. Auch wenn die naturwissenschaftlichen Gesetze keinen Klassenstempel tragen, so tun es aber die Naturwissenschaftler und als aristokratischer Mitarbeiter des bürgerlichen Staats ist ein bürgerlicher Klassenstandpunkt doch recht wahrscheinlich. Wie zuvor schon erwähnt, sind Schutzmaßnahmen in einer Pandemie notwendig, aber nicht alleine zu Lasten der Massen und nicht als Vorwand der Bourgeoisie, um ihre Wirtschaftskrise zu vertuschen und dann zu erklären. Selbstverständlich ist diese Geschichte auch nicht unendlich, die Tage der Imperialisten sind gezählt. Mit all ihrem Terror schüren sie die Wut der Massen, welche sie unter Führung der zu gründenden und zu rekonstruierenden Kommunistischen Parteien hinweg fegen wird, nur noch mehr.

 

 

 

 

iLänder planen Zwangseinweisung für Corona-Quarantänebrecher (Welt am Sonntag, 17.01.2020)

iiUnterbringung für Quarantäne-Verweigerer startbereit (Süddeutsche Zeitung, 21.01.2020)

iiiZwangseinweisung nach Corona-verstößen. Diese Bundesländer setzen auf Stationen für Quarantänebrecher (Tagesspiegel, 20.01.2020)

ivvgl. ii

vvgl. iii

vi§4 Aufgaben des Robert-Koch-Instituts (Infektionsschutzgesetz - IfSG, Stand: 24.01.2021)

viiRobert Koch: Berühmter Forscher und die Menschenexperimente (Der Spiegel, 27.05.2020)

viiiRobert Kochund die Verbrechen von Ärzten in Afrika Deutschland Funk

ixDie dunkle Vergangenheit des RKI (Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010)

x"RKI-Mitarbeiter nutzten die unbegrenzten Forschungsmöglichkeiten ohne Skrupel" (ÄrzteZeitung, 03.02.2009)

xiDas Robert-Koch-Institut im Nationalsozialismus (Buch, ISBN: 9783865994639)