Bereits als im vergangenen Jahr die sogenannte Luca-App zur Kontaktverfolgung an den Start ging, warnten unzählige Stimmen vor den ernsten Risiken, die mit einer Installation dieser App einhergehen.
Unter anderem kritisiert wurde bis weit ins bürgerliche Lager die zentrale Datenspeicherung, die eine erhebliche Sicherheitslücke darstellt und den Missbrauch der Daten vereinfacht. Ein letztes Jahr veröffentlichtes Dokument , das sich mit den Mängeln der App befasst ist immerhin achtzehn Seiten lang und es ist auch kein Zufall, dass der Punkt „Kritik“ im Wikipedia-Eintrag der App mit Abstand der Längste ist.
Die Luca-App dokumentiert in Echtzeit, wie viele Menschen sich wann an einem bestimmten Ort aufhalten, wann sie kommen und gehen. Dies kann beispielsweise zur gezielten Überwachung bestimmter Gruppen, beispielsweise aufgrund von religiösen oder politischen Überzeugungen genutzt werden.
Außerdem kann die App die Pseudonyme positiv getesteter Benutzer lernen und über diese die Pseudonyme anderer Benutzer, die sich zur gleichen Zeit in ihrer Nähe aufgehalten haben. Diese Nutzer können dann über ihre IP-Adresse identifiziert werden.
Außerdem kann sie über die Auswertung von Metadaten mehr oder weniger genaue Aufenthaltsprotokolle sämtlicher Nutzer anfertigen.
Dazu kommt, dass alle Informationen zentralisiert auf dem Luca-Backend gespeichert werden. Wer darauf zugreifen kann, erlangt Zugriff zu sämtlichen Kontaktdaten und Aufenthaltsprotokollen der Nutzer. Das Sicherheitskonzept der Betreiber basiert dabei einzig auf regelmäßigen Kontrollen. Das bedeutet, dass jeder Nutzer der App als einzige Sicherheit sein Vertrauen in die App-Macher hat.
Kein Wunder also, dass so viele Menschen Bedenken haben und sich eigentlich niemand die App installieren will. Warum sollte man auch etwas auf seinem Handy haben wollen, was ein einziges Sicherheitsrisiko ist und mit dem aller mögliche Schindluder getrieben werden kann.
Davon abgesehen nutzen die Gesundheitsämter die App wohl ohnehin kaum noch, weil die Kontakterfolgung angesichts der schieren Datenmenge schlicht nicht mehr möglich ist.
Kurz gesagt: Die Luca-App ist ein ideales Werkzeug zur Überwachung großer Gruppen von Menschen und erfüllt überhaupt keinen Zweck in Sachen Pandemiebekämpfung. Kein Wunder also, dass die staatlichen Repressionsorgane sich diese App zunutze machen wollen. Die Betreiber der App selbst berichten von täglichen Anfragen zur Freigabe von Daten seitens der Polizei.
Nun kommt dann also der erste öffentliche Fall, in dem die Nutzung der App durch die Kriminalpolizei dokumentiert werden konnte.
In Mainz griff die Mainzer Kripo auf Daten der Luca-App zu um im Fall eines Sturzes mit Todesfolge an Zeugen zu kommen. Zunächst versuchten sie, über die Betreiber einer Gaststätte an die Kontaktdaten mehrerer Gäste zu kommen. Als sie dort keinen Erfolg hatten, versuchten sie ihr Glück beim örtlichen Gesundheitsamt. Und weil man sich unter Kollegen nun mal hilft, kamen sie da auch an ihr Ziel. Das Gesundheitsamt simulierte einen Infektionsfall und rief bei oben genannter Gaststätte an, um die Freigabe der Daten einzufordern. Die Betreiber selbiger taten wie ihnen geheißen und ermöglichten den Zugriff. Auf diesem Weg kam die Polizei an die Kontaktdaten von mindestens 21 Nutzern der App, die sie daraufhin telefonisch kontaktierte.
Der Zugriff auf diese Daten ist nach §28a des Infektionsschutzegesetzes illegal. Aber das hat die Schergen dieses Staats ohnehin noch nie interessiert, wie auch die Überwachung unterschiedlicher fortschrittlicher Kräfte wieder und wieder zeigt. Die verantwortliche Behörde glänzt jetzt durch eine öffentliche Entschuldigung, aber was für Konsequenzen werden sie zu befürchten haben. Dies ist nur ein weiterer Beweis, dass dieser Staat sich einen Dreck um die eigenen Gesetze schert.
Der beschriebene Fall ist bisher zwar der einzige, der öffentlich wurde, aber es kann sicher angenommen werden, dass ein ähnlicher Informationsaustauch zwischen den Behörden deutlich häufiger stattfindet. Wer weiß, für was für Ermittlungen aktuell Kontaktprofile von Nutzern der App durch die Polizei angelegt werden.
Die Nutzung dieser App ist für jeden, der nicht zum gläsernen Mensch gemacht werden will vollkommener Wahnsinn. Ein Handy kann allerdings auch ohne die App vergleichsweise einfach überwacht werden. Wir empfehlen daher ohnehin, das Telefon im Zweifelsfall einfach zuhause zu lassen.