Obwohl letzte Woche einige über die Entscheidung der SPD bezüglich ihres „Kanzlerkandidaten“ verwundert waren, stand die Sache wohl zu keinem Zeitpunkt wirklich zur Debatte.
Wie wir geschrieben haben, zielt der Pate von Hamburg darauf ab, trotz seines desolaten Amtszeugnisses seinen alten Posten als Finanzminister und Vizekanzler in der kommenden Regierung wiederzubekommen und ist sich dabei keiner Tricks und Mafia-Methoden zu schade (eigentlcih ist das seine einzige Kompetenz), um die Konkurrenz „auszuschalten“. Für Boris Pistorius war somit von Anfang an klar, dass er bei diesen Wahlen, die entsprechend des Kalküls von Scholz vorgezogen wurden, noch nicht ins Rampenlicht treten kann, zumal auch ihm – bei aller persönlicher „Beliebtheit“ – noch die ganze Unpopularität der SPD als gescheiterte Regierungspartei anhaftet. Insofern ist er besser damit bedient, Richtung 2029 zu blicken – oder früher, denn wer weiß, wie lange sich die kommende Regierung halten wird.
Genau das tut er und fängt jetzt schon an, die Grundsteine zu legen. Dafür bekam er vergangenen Donnerstag nach seiner „Verzichts-Videobotschaft“ extra ein ausführliches Interview in den Tagesthemen. Mehrere Millionen Zuschauer konnten einen Kriegsminister bestaunen, der sich, im Gegensatz zu so vielen anderen bürgerlichen Politikern aktuell, bodenständig, aufgeschlossen und insbesondere loyal gab. Pistorius erklärte, ihm sei, im Gegensatz zu einigen Vorgängern, die ihren Posten als Karrieresprungbrett genutzt hätten, „die Truppe“ ans Herz gewachsen und sein Auftrag dort sei noch nicht abgeschlossen, man habe gemeinsam angefangen, etwas aufzubauen – wie ein aufstrebender Fußball-Coach – und genau da wolle er auch gerne weitermachen. Er weiß, wie viele Sympathiepunkte ihm das bringt, ist doch die Kriegshetze und Militarisierungs-Propaganda neben dem wachsenden Chauvinismus die größte Stoßrichtung der immer mehr gleichgeschalteten bürgerlichen Presse, und somit auch wichtiger Teil der vorherrschenden Ideen in den Köpfen der Menschen.
Moderator Zamperoni hakte immer wieder nach, als ob er tatsächlich Pistorius’ Kalkül entlarven wolle, was diesem allerdings lediglich die Möglichkeit gab, sein Spiel so weiter zu spielen. Als bodenständiger, „verantwortungsvoller“ Kriegstreiber mit weißer Weste und scheinbarer „Treue“ zu der Sache, der er sich „verpflichtet“ hat, mit „Prinzipien“, und der bei weitem nicht so schnöselig ist wie die meisten bürgerlichen Politiker, kann er das im Augenblick auch tun. Über Politik muss er ohnehin nicht viel reden. „Herr Zamperoni, sie unterschätzen mich, ich bin nicht käuflich“. Das ist eben, was diejenigen, die ihr Vertrauen in die bürgerliche Politik noch nicht vollständig aufgegeben haben, angesichts der ganzen prinzipienlosen Karrieristen im Schweinestall hören wollen. Daher ist er den Umfragen nach aktuell mit Abstand der beliebteste bürgerliche Politiker und nach dem „Interview“ bzw. Wahlpropaganda-Spot noch mehr. Dies wird ganz bewusst von der Scholz-SPD für deren Wahlkampf geplant und genutzt werden: Ein so "anständiger" Mann unterstützt den Scholz.
Es bleibt alles eine schlechte Show. Dem Paten von Hamburg gegenüber zeigte der Kriegsminister Loyalität, ohne ihn dabei auf ungünstige Art und Weise für seine Arbeit zu loben.
Der Wahlboykott gegen die kommenden Bundestagswahlen muss auch diesen Schwindel und den ekelhaften Bellzismus, der sich in Boris Pistorius personifiziert, entlarven und bekämpfen.
Titelbild: tagesschau.de