25. August:
Im Fall der vier verhafteten Aktivisten des Camps Manoel Ribeiro gibt es Neuigkeiten. Die Aktivisten Estefane, Ricardo, Ezequiel und Luiz Carlos wurden am 25. August erneut zur einer Anhörung vorgeladen. Die vier Bauern und Aktivisten sind seit ihrer Festnahme am 14. Mai 2021 ständig durch neue Repression im Rahmen eines Prozesses gegen sie konfrontiert, ein Prozess welcher sich auf falsche Beweise und den politischen Willen stützt den Kampf um Land der in Brasilien immer weiter an Fahrt gewinnt zu kriminalisieren.
So verbrachten die Aktivisten im Jahr 2021 sieben Monate im Gefängnis und mussten Geldstrafen zahlen, ebenfalls beeinhaltet ihre momentane Freilassung eine Reihe von restriktiven Auflagen. Das alles weil sie im Jahr 2021 an der Besetzung des historischen Camps Manoel Ribeiro teilgenommen haben. Einer Besetzung die es sich zum Ziel gemacht hat den letzten Teil der ehemaligen Farm Santa Elina von den Großgrundbesitzern zu befreien. Damals wurde dieses Camp im Revolutionsgebiet, welches von der Liga der armen Bauern verwaltet wird, von den örtlichen Großgrundbesitzern und der Militärpolizei belagert und mit einem Massaker bedroht, woraufhin sich eine internationale Solidaritätskampagne mit den kämpfenden Bauernmassen und der Liga der armen Bauern entfaltete.
Jetzt sollen die vier Angeklagten ein weiteres mal verhört werden. Und das wieder unter falschen Verdächtigungen und "Beweisen", welche die Polizei in ihren Privatbesitz während der Verhaftung deponiert hat. So sollen die Angeklagten angeblich im Besitz von Funkgeräten, einem Revolver und Schrotpatronen gewesen sein. Dieses ganze Theater dient dazu um eine Reihe von Angriffen der Polizei in diesem Kontext zu rechtfertigen, die damals sogar soweit ging einen Bauern mit einem Fahrzeug zu überfahren.
Die Liga der armen Bauern, sowie andere demokratische Organisationen wie dem brasilianischen Zentrum für Solidarität mit den Völkern und der Vereinigung der Volksanwälte prangern dieses ungerechtfertigte und zynische Verfahren an, welches sich ausschließlich auf die Aussagen der eingesetzten Polizisten und ihrer fingierten „Beweise“ stützt.
Zusätzlich wird die Solidaritätskampagne für die vier Bauern unter anderem von einer Reihe fortschrittlicher, demokratischer Intellektueller und Künstler unterstützt. Darunter Professoren der Universität von São Paulo, anerkannten Juristen sowie Schriftstellern und Schauspielern.
21-23. August:
In nordöstlichen Bundesstaat Pernambucano ist es auf dem Gebiet der Stadt Jaqueira am 21.August zu mehreren kämpferischen Aktionen von armen Bauernfamilien mit Unterstützung der nordöstlichen Sektion der Liga der armen Bauern gekommen, welches ihr Land gegen den Großgrundbesitzer Guilherme Maranhão verteidigen. Der Großgrundbesitzer Guilherme Maranhão ist Eigentümer des „Agrarunternehmens“ „ Agropecuária Mata Sul S/A“, welches seit dem Jahr 2020 mit Hilfe des Gouverneurs von Pernambucano ein altes Nutzungsgebiet einer in Pleite gegangen Mühle besitzt auf dem fünf große bäuerliche Gemeinschaften leben. Diese fünf bäuerlichen Gemeinschaften befinden sich seit rund 300 Jahren im Widerstand gegen die Vertreibung von ihrem Land gegen die herrschenden Klassen. Auf dem Gebiet der im Volksmund „ Engenhos“ genannten Bauerngemeinschaften, befinden sich ihrerseits viele kleine Bauernhöfe, welchen hunderten alten Bauernfamilien gehören, die auf jahrhundertealte Generationen von Indigenen, Afrobrasilianern und Kleinbauern basieren.
Das „Agrarunternehmen“ „ Agropecuária Mata Sul S/A“ und ihr Großgrundbesitzer-Eigentümer Maranhão versuchen nun, mehr als 2000 Bauern zu vertreiben um 53 Prozent des Gemeindegebiets zu stehlen. An Stelle der Bauernfamilien soll dafür eine große Rinderfarmanlage entstehen, die der Belieferung des größten Fleischbetriebes des Nordosten Brasiliens dienen soll. Eines der Ziele der geschlachteten Tiere ist vor allem der chinesische Markt. Auch dieses Beispiel verdeutlicht einmal wieder wie die Nachfrage von imperialistischen Staaten auf den Rücken der unterdrückten Nationen ausgetragen wird. Besonders durch die verschärfte Ausbeutung und Vertreibung der armen Bauern.
Nun organisierten sich am 21. August Bauern und Bewohner des Ortes Barro Banco und den führenden Vertretern ihrer Vereinigung in Zusammenarbeit mit der Liga der armen Bauern um alle Vertreibungsvorhaben des Großgrundbesitzer zu bekämpfen. Um 06 Uhr morgens versammelten sich dutzende Bauern und verhinderten das das Vieh des Großgrundbesitzers auf die Gebiete in der Nähe ihrer Häuser getrieben wird. Eine andere Gruppe Bauern ging in den zentralen Teil des Gebietes um den Bau eines neuen Viehstalles zu verhindern und vertrieben dabei die Angestellten des Großgrundbesitzers von ihrem Land. Der Großgrundbesitzer schickte daraufhin seinen paramilitärischen „Sicherheitschef“ um die Massen einzuschüchtern und versuchte sie anzulügen, indem er behauptete das der Bau des Gebäudes durch die lokalen Behörden genehmigt sei. Bald verstärkten drei volle Fahrzeuge der Militärpolizei die Seite des Großgrundbesitzers, welche mit Gewehren und schweren Waffen die Bauernmassen einschüchtern wollten.
Im Anschluss daran zeigte die Militärpolizei die armen Bauern bei der örtlichen Polizei an. Daraufhin wählten die Bauern Vertreter die mit den Bullen verhandeln sollten und begleiteten diese um für ihre Sicherheit zu sorgen. Die Mobilisierung zur und um die Polizeistation gelang es die Bürgermeisterin von Jaqueira dazu zu bringen, sich die Lage im Gebiet anzuschauen und die Bauarbeiten des Großgrundbesitzers als unrechtmäßig abzuweisen, da eben doch keine Genehmigung vorliegen würde. Ein erster Sieg des Kampfes der Bauern um ihr rechtmäßiges Land. Zwar wurde das das „Agrarunternehmen“ des Großgrundbesitzers Maranhão im Polizeibericht weiter als Opfer der Aktionen der Bauern geführt, weil diese Aktionen gegen das Eigentum von Maranhão verübten, allerdings kam es zu keinem weiteren Angriff von Maranhão und seinen paramilitärischen oder polizeilichen Lakaien.
Im Gegenteil, nur zwei Tage später eroberten um die 80 Bauernfamilien aus dem selben Gebiet Teile ihres gestohlenen Landes mit einer Kampfaktion kollektiver Arbeit zurück. Erneut gegen 06 Uhr morgens versammelten sich die Bauernfamilien. Diesmal begannen sie von ihren Häusern ausgehend und immer weitergehend das umliegende Land, welches ihnen gestohlen wurde mit Setzlingen von Kokosnuss und Bananenbäumen zu bepflanzen, in anderen Worten also so mit dem Boden zu arbeiten, dass dieser sie und ihre kollektive Gemeinschaft ernähren kann und nicht den Interessen des Großgrundbesitzers und seiner Rinderfarm dient. Innerhalb von sechs Stunden schafften es die Bauernfamilien eine Fläche von mehr als vier Hektar Land zu bepflanzen und zu bearbeiten, was in etwa der Fläche von fünfeinhalb Fußballfeldern entspricht. Auch dieses mal versuchten die bewaffneten Paramilitärs und hinzu gerufene Polizisten im Dienste des Großgrundbesitzers die Bauernmassen einzuschüchtern und zu vertreiben. Wobei die Polizei sogar eine Drohne einsetzte um die Bauern auszuspionieren. Die Bauern entgegneten den Repressionen weiter mit Kampfesmut und dem Singen revolutionärer Lieder. Die Kampfmoral der Bauern war sogar so hoch, dass sie zur Mittagszeit ein Zelt aufspannten um kollektiv zu essen, während sie die Kräfte des Latifundiums mit Parolen denunzierten.