„Die Frau hat das Recht das Schafott zu besteigen, also muss sie auch das Recht haben, die Rednertribüne zu besteigen!“
Am 14. September 1791 veröffentlichte die französische Feministin Olympe de Gouges die Deklaration „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ für die gesetzliche Gleichstellung von Mann und Frau in Frankreich. Sie bezahlte dies mit ihrem Leben.
De Gouges wurde 1748 als Marie Gouze in Montauban in einer kleinbürgerlichen Familie geboren. Später zog sie mit dem Wunsch, Schriftstellerin zu werden, nach Paris. Sie schrieb kritische Stücke, die dem Publikum nicht gefielen.
Ihr Kampfgeist drehte sich dennoch um die Frage, ob die Frau nicht Sklavin der Männer sei. Nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 verfasste sie zu diesem Thema zahlreiche Texte. Für sie waren Frauen notwendig ein Teil der französischen Revolution, deren Rechte sie allerdings in der Umsetzung der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ vom August 1789 nicht wiederfand.
„Mann, bist du fähig gerecht zu sein? Eine Frau stellt dir diese Frage (…) Sag an, wer hat dir diese selbstherrliche Macht verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken (…) Blind und aufgeblasen (…) fällt der Mann in diesem Jahrhundert der Aufklärung und Vernunft in gröbste Unwissenheit zurück und glaubt, despotisch über ein Geschlecht verfügen zu können, das alle intellektuellen Fähigkeiten besitzt" |
Sie sah die Rechte der Frau als natürlich, unveräußerlich und heilig an, strebte aber auch nach frauenspezifischen Rechten, wie der Anerkennung der Vaterschaft von Männern bei unehelichen Kindern.
Weiter sah sie die Familie als kleinste (ökonomische) Einheit in der Gesellschaft, da sie hervorragend den Grundwiderspruch von Herrschaft und Gewalt in einer Familie sah, den sie mit dem Grundwiderspruch der bürgerlichen Gesellschaft gleichsetzte.
Ihre Grundsätze fanden zu ihrer Zeit kein Interesse bei der Bevölkerung, vielmehr wurde sie für ihren feministischen Kampf verurteilt und letztendlich deswegen am 3. November 1793 hingerichtet.
Ihre Dokumente fanden erst wieder in den 1970-ern in feministischen Kreisen Anklang.
De Gouges hatte für ihre Zeit Kampfgeist und den Willen etwas zu verändern. Dass sie dafür mit ihrem Leben bezahlte, verdeutlicht diese Tatsache nur noch mehr.
Dennoch bleibt Kritik zu äußern. So war sie eine vehemente Gegnerin der Todesstrafe, und verteidigte den gestürzten König. Sie war gegen die (revolutionäre) Gewalt und für Kompromisse und Diskussionen. Sie kann nicht als Revolutionäre bezeichnet werden, auch wenn die bürgerliche Presse sie so nennt.
Wir möchten in diesem Sinne ein feministisches französisches Lied vorstellen, dass für die internationale Frauenbewegung von großer Bedeutung ist:
Hymne du Mouvement de Debout femmes esclaves Asservies, humiliées, les femmes, Debout femmes esclaves Seule dans notre malheur, les femmes, Debout femmes esclaves Reconnaissons-nous, les femmes, Debout femmes esclaves Le temps de la colère, les femmes, Debout femmes esclaves |
Hymne der Bewegung der Befreiung der Frauen Wir, die wir ohne eine Vergangenheit sind, ihr Frauen, Wir, die wir keine Geschichte haben, Seit Urzeiten, ihr Frauen, Wir sind der schwarze Kontinent. Steht auf versklavte Frauen Unterworfen, gedemütigt, ihr Frauen, Steht auf versklavte Frauen Alleine in unserem Elend, ihr Frauen, Steht auf versklavte Frauen Erinnern wir uns, ihr Frauen, Steht auf versklavte Frauen Die Zeit des Zorns, ihr Frauen, Steht auf versklavte Frauen |