Wir wollen an dieser Stelle im Zuge der bevorstehenden Aktionstage gegen den Interozeanischen Korridor in Mexiko den International-Artikel der aktuellen Ausgabe der Roten Post, den uns die Genossen der Redaktion freundlicherweise digital haben zukommen lassen, publizieren, und noch einmal verweisen auf die anstehenden Aktionen:

 

Der Interozeanische Korridor plündert und tötet arme Bauern und indigene Völker in Mexiko!

 

Kundgebung - 20. März - 18 Uhr - Düsseldorf / mexikanisches Honorarkonsulat (Stockumer Kirchstraße 61)

Kundgebung - 21. März - 19 Uhr - Hamburg / S-Bahn Sternschanze

 

 

Rote Post 61: International

 

 

Zur aktuellen Situation im Süden Mexikos

 

Im Süden Mexikos wehren sich die armen Bauern und Indigenen seit Jahren gegen industrielle Megaprojekte, die der alte Staat in Kooperation mit den Imperialisten errichtet. Für diese Projekte wird ihr Land geraubt und die Bevölkerung vertrieben. Gigantische Windparks werden errichtet, bis 2020 waren es bereits 29, oft auf dem Land von Indigenen. Kern dieser Projekte am Isthmus von Tehuantepec ist der sogenannte interozeanische Korridor (spanisch: Corredor Interoceánico del Istmo de Tehuantepec, CIIT), ein Eisenbahnprojekt, das den Atlantik mit dem Pazifik verbinden soll. Auf den Widerstand der Bevölkerung reagiert der alte mexikanische Staat mit Gewalt und Terror, entweder direkt in Form von Polizei und Militär, oder indirekt, durch mit ihm und den Unternehmen verbundene Banden von Kriminellen. In den letzten Wochen hat die Unterdrückung des Volkes stark zugenommen. Aber was hat es mit dem interozeanischen Korridor überhaupt auf sich?

 

Was ist der Isthmus von Tehuantepec?

 

Der Isthmus von Tehuantepec ist eine Landenge im Süden Mexikos, man könnte auch sagen, die dünnste Stelle Mexikos, denn hier wird der Atlantik vom Pazifik durch nur 216 km Landmasse getrennt. Ein naheliegender Gedanke also, hier eine Verbindung zwischen den zwei Ozeanen zu schaffen. Und so sind die Pläne für ein derartiges Projekt auch schon sehr alt, sogar älter als die Pläne für den Panamakanal. Bereits 1814 genehmigte die spanische Regierung den Bau eines Kanals durch die Landenge. Die verschiedenen Pläne scheiterten aber immer an zu wenig Kapital, Machbarkeit, oder an politischen Veränderungen, wie der „Unabhängigkeit“ Mexikos 1821. Die USA hatten schon früh Interesse an transatlantischen Routen, insbesondere an einem Kanal. Diverse Untersuchungen führten schließlich zu dem Plan, eine Bahnstrecke zu bauen. 1881 begann dann tatsächlich der Bau eines Kanals, allerdings in Panama unter französischer Führung. Der Bau der Bahnlinie wurde in dieser Zeit fortgesetzt und 1894 abgeschlossen. Aufgrund baulicher Mängel konnte die Strecke aber erst 1907 in Betrieb genommen werden. In Coatzacoalcos und Salina Cruz wurden Hafenanlagen errichtet. Die Eisenbahn florierte nur sieben Jahre lang, bis 1914 der Panamakanal eröffnet wurde. Das Geschäft ging nach 1914 stark zurück, wozu auch die mexikanische Revolution und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrugen. Bis weit in die 1950er-Jahre hinein wickelte die Bahn einen beträchtlichen Personenverkehr ab, war aber nicht mehr für den Güterverkehr von Bedeutung. Auch heute profitieren die USA von der Strecke; die Kansas City Southern gilt als gesetzte Kandidatin für eine Betreiberkonzession der Bahnstrecke. Sie kontrolliert bereits jetzt einen Großteil des Gütertransportes auf mexikanischen Schienen.


Im Jahr 2020 wird das Projekt vom mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador wiederbelebt. Geplant ist der Ausbau der beiden Küstenhäfen, Modernisierung und Zweigleisigkeit der bisher nur eingleisigen 308 Kilometer langen Bahnstrecke. Ausbau der parallel zur Bahn verlaufenden einspurigen Bundesstraße M-185 sowie Instandsetzung der zubringenden Landstraßen. Bau einer Gaspipeline. Dazu als wesentlicher Bestandteil die Ansiedlung von insgesamt zehn Industrieparks. Die gezielte Ansiedlung von Fabriken und Bergbau verschmutzen den Boden und bedrohen die Versorgung des Volkes mit ausreichend und sauberen Trinkwasser. Die Ausbeutung der Bodenschätze hatte bisher logistische Grenzen. Die Industrieparks sollen wie die Freizonen an der mexikanischen Nordgrenze funktionieren: reduzierte Mehrwert- und Unternehmenssteuern. Ein wahres Geschenk also an all die ausländischen Unternehmen, die jetzt wie Heuschrecken über das Land und seine Bevölkerung herfallen können. Sie sind teils auf die Migrationsrouten abgestimmt. Neben der einheimischen Bevölkerung stehen so auch Flüchtlinge als billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Die Aufsicht über den Interozeanischen Korridor und die Verwaltung der Häfen wird Aufgabe des Marineministeriums sein, dem mexikanischen Militär werden so immer mehr „zivile“ Aufgaben zugewiesen. In dem Kontext passt es auch, dass der neue Generaldirektor des CIIT der Vizeadmiral Raymundo Pedro Morales Ángeles ist und in den USA an der National Defence University studiert hat.

 

Repression und Terror! Wie der alte mexikanische Staat das Volk schikaniert

 

Der Krieg, den der alte mexikanische Staat gegen das Volk führt, verschärft sich. Betroffen sind die Arbeiter, Bauern und die Volksbewegungen, die heldenhaften Widerstand leisten gegen die imperialistischen Megaprojekte am Isthmus von Tehuantepec. Um nur einige Beispiele zu nennen: In Michoacán sind die Genossen Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia, ersterer ein demokratischer Anwalt und letzterer ein Gemeindeführer, die sichtbar an der Spitze des Widerstandes gegen das Bergbauprojekt „Las Encinas“ standen, verschwunden. Die willkürliche Verhaftung von David Hernández Salazar am 17. Januar, der von Ermittlungsbeamten in Tehuantepec festgenommen und für mehrere Stunden ins Gefängnis gebracht wurde, weil er sich dem Bau eines Industriegebiets für den CIIT widersetzt hatte. Schikanen gegen Bauern und Gemeindemitglieder, die Bahngleise blockierten, nachdem sie Arbeiter des Unternehmens, das die Arbeiten durchführt, vertrieben hatten. Am 26. Januar traf die mexikanische Marine ein, um die Bevölkerung einzuschüchtern, was zu neuen Protesten führte. Am 29. Januar kamen bewaffnete Söldner an Bord von 10 Pick-ups in die Gemeinde Rincón Tagolaba, rissen Pfosten und Zäune der Häuser nieder, schossen in die Luft und steckten die Besitztümer der Bevölkerung in Brand, zerstörten Anbauflächen und schnitten Trinkwasserschläuche durch. Der dreckige Söldner „Tacho“ Canasta und sein Bruder Sergio Gutiérrez führten den Angriff mit dem Ziel, die Bevölkerung einzuschüchtern, um die Ländereien der Gemeinde zu übernehmen und dann mit dem CIIT zu verhandeln. Erst Stunden später traf die Nationalgarde ein, unternahm aber nichts. Am 8. Februar begann auch der Prozess gegen einen Genossen, der in Santa Cruz Tagolaba den Widerstand gegen den CIIT entwickelt hat. Viele der Ländereien in der Region sind noch Gemeindeland, also Land, das gemeinschaftlich bestellt wird, und dem ganzen Dorf gehört. Die Entfaltung dieser Projekte bedroht die Lebensweise der Bevölkerung, und bringt dem Volk nicht als Vertreibung, Tod und Umweltzerstörung.

Mexikanische Marine in Oaxaca

Mexikanische Marine in Oaxaca

 

Der deutsche Imperialismus, auch ein Profiteur in Mexiko?!

 

Wie das Auswärtige Amt schreibt: „Für Deutschland ist Mexiko der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika. In der Europäischen Union ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Mexikos, das Handelsvolumen belief sich 2021 auf über 20 Milliarden Euro (2020: 19 Mrd. Euro). Deutsche Ausfuhren nach Mexiko betrugen 13,2 Mrd. Euro. Mexikanische Ausfuhren nach Deutschland lagen bei 7,7 Mrd. Euro. […] Knapp 2.100 Firmen mit deutscher Beteiligung sind im mexikanischen Wirtschaftsministerium registriert.“ Deutschland und Mexiko haben eine enge wirtschaftliche Verbindung, zum Nachteil Mexikos, das ist bezeichnend für das Verhältnis zwischen imperialistischer (BRD) und unterdrückter Nation (Mexiko). Firmen wie Liebherr und Co. sind dort als Teil der „German-Center“ ansässig. Deutschland profitiert massiv vom Export mexikanischer Rohstoffe, und wird auch vom interozeanischen Korridor profitieren!

 

Die Arbeiter in der BRD müssen sich solidarisch zeigen mit den kämpfenden Bauern und den Volksbewegungen, wie der Volksströmung Rote Sonne. Auch in der BRD müssen wir den Protest entfalten, und derartige Projekte beziehungsweise den Terror, den die mexikanische Regierung gegen das Volk entfaltet, denunzieren. Der mexikanische Staat hat ein Interesse daran, dass diese Dinge nicht gesehen werden und er agieren kann, wie er will. Durch die öffentliche Meinung gegen diesen Terror bindet man ihnen die Hände. Wenn sie genau wissen, dass Menschen zuschauen, außerhalb Mexikos, sogar außerhalb Lateinamerikas, dann überlegen sie sich zweimal, ob sie ein Massaker begehen wollen oder nicht. Die Kundgebung des Bündnis gegen imperialistische Aggression (BgiA) in Hamburg war eine gute Initiative. Und die Genossen in Mexiko sehen das! So schrieben sie in einem Bericht: „Die Mobilisierung in Hamburg in Solidarität mit den armen Bauern in Mexiko und Brasilien spiegelt einen hohen internationalistischen und proletarischen Geist wider, den wir anerkennen und begrüßen.“ Nur wenn die Arbeiter und Völker der Welt zusammen kämpfen, die Zusammenhänge der Unterdrückung verstehen und demaskieren, dann können sie dieses System von Blutsaugern vom Angesicht der Erde fegen.

 

Versammlung der demokratischen Behörden

Versammlung der demokratischen Behörden