Wir veröffentlichen hier einen uns zugeschickten Kommentar.

Seit ein paar Tagen findet in Billstedt in der Straße Sonnenland beim Altersheim Kursana Domizil ein bizarres Schauspiel statt: Mehrmals am Tag liefert ein Bus der Bundeswehr hier Soldaten ab und sammelt sie zum Schichtwechsel wieder ein. Was machen die da? Nach unseren Informationen sind in diesem Altersheim über 20 Bewohner an Covid-19 erkrankt, etliche Pflegekräfte können dort nicht mehr arbeiten und es fehlt Personalersatz. Nun hilft die Bundeswehr aus. Bisher haben wir noch keinen offiziellen Pressebericht oder eine Stellungnahme dazu gefunden. Dieser Eingriff der Bundeswehr in das Alltagsleben der Domizil-Bewohner erscheint vielen Leuten im Viertel im ersten Moment als unkritische nette Notfallhilfe des Staats.

Doch: Hier werden Grenzen der Zuständigkeit überschritten, die langsam und unkommentiert in unser Leben als Bürger der BRD eingeflochten werden. Die Präsenz von uniformierten Soldaten ist nicht wünschenswert und normal auf unseren Straßen. Truppen die in erster Linie zum Kampf ausgebildet sind müssen als Pflegepersonal herhalten? Das ist ein großer Beweis dafür, dass die BRD auf die angemessene Honorierung von Pflegekräften scheißt. Außerdem heißt der „geheime“ Einsatz der Bundeswehr in diesem Gebiet auch, dass ein Corona-Verbreitungsherd den Bewohnern des „Sonnenlandes“ verschwiegen wird. Wieder einmal ist es ein Arbeiterviertel, in dem der Staat unkommentiert ausprobiert was er will, unbeachtet von Presse und kritischen Stimmen. Bis auf unsere! Wir sind es leid, dass Billstedt es gleich am 1. Januar wieder als „wildes unverantwortliches Silvesterfeier-Viertel“ in die Presse geschafft hat, wenn hier doch die Leute leben, die sich tagtäglich den Arsch aufreißen, Arbeiter denen nichts geschenkt wird und deren Viertel als Versuchslabor für Soldaten-Altenpfleger-Experimente herhalten muss. Ja wir rebellieren an Halloween und Silvester! Durch diese Bundeswehraktion können wir uns nur verarscht vorkommen. Unsere jungen Leute und Menschen mit kritischem Aufenthaltsrecht wollen die Chance haben Ausbildungen zu machen, Arbeit zu haben und unserem Viertel selbst zu helfen.