Das Landesgericht Itzehoe hat die 97-jährige Irmgard Furchner, Sekretärin des Konzentrationslager Stutthof der Beihilfe zu Mord in über 10.000 Fällen schuldig gesprochen und zu gerade einmal 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Was soll der Sinn davon sein? Man verurteilt eine Person, die ihr ganzes Leben lang damit davon gekommen ist, ihren Beitrag zu den Verbrechen des Hitlerfaschismus geleistet zu haben jetzt, da sie bereits mit einem Fuß im Grab steht zu einer Strafe die sie nicht mal absitzen muss.
In diesen letzten Jahrzehnten kam es immer wieder zu Verurteilungen von vergreisten Leuten, die sich am Holocaust beteiligt haben. Diese Urteile kommen natürlich viel zu spät und sind darüber hinaus geradezu lächerlich angesichts der Verbrechen, derer sich die Verurteilten schuldig gemacht haben. Da kann die taz noch so sehr von der großen Bedeutung dieses Urteils schwafeln. Während man in diesem Staat für ein paar kaputte Scheiben für fast vier Jahre in den Knast geht, kommen Naziverbrecher, die sich an der systematischen Tötung tausender Menschen beteiligt haben auf Bewährung davon.
Dass diese Leute jetzt erst verurteilt werden kann überhaupt nur passieren, weil in der BRD nie besonderer Wert darauf gelegt wurde, die Nazis konsequent zu verfolgen. Und dabei sind deutlich wichtigere Nazi-Persönlichkeiten ungestraft geblieben als eine einfache KZ-Sekretärin. Solche, die von Anfang an den westdeutschen Staat und seine Geheimdienste mitaufgebaut haben.
Ein prominentes Beispiel dafür ist Thedor Oberländer, Obersturmführer der SA und Gauamtsleiter der Nazis, Träger des goldenen Parteiabzeichens, welchen sich der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, mit ins Kabinett genommen hat. Allgemein wurden Nazis eben nicht verfolgt, sondern befreit, Amnestie geboten und in den Staat integriert. Reinhard Gehlen, der während des zweiten Weltkrieges die Abteilung „Fremde Heere Ost“(2) leitete hat mit dem Segen der USA die „Organisation Gehlen“ aufgebaut, welche heutzutage der Bundesnachrichtendienst ist.
Auch der von der RAF liquidierte Hanns Martin Schleyer war vor Kriegsende in der besetzten Tschechoslowakei an leitender Stelle verantwortlich für „Arisierung“ und die Rekrutierung von Zwangsarbeitern im Zentralverband für Industrie. Nicht nur wurde er für diese Verbrechen nie Verurteilt, nein, man hat ihm in Stuttgart sogar eine Halle gewidmet.
Die Verurteilung von Furchner ist heute nicht nur völlig nutzlos und unzureichend. Sie ist nichts weiter als eine Farce angesichts der langen Geschichte von Altnazis, die in Deutschland Karriere machen konnten.
Dass dieser Zirkus gemacht wird um am Ende nichts von irgendwelcher Bedeutung erreicht zu haben ist ein Hohn in Anbetracht dessen, dass in der BRD faschistische Strömungen nicht einfach nur geduldet sondern immer wieder gezielt kultiviert werden. Der deutsche Staat versucht sein Ansehen zu reinigen, während die zukünftigen Henker im Hier und Jetzt von denen von damals ausgebildet werden. Diese Verurteilungen dienen allenfalls dem Staat um Verwirrung zu stiften, nicht aber den Massen, die Gerechtigkeit wollen.