Einige Leser kennen es vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht: Zur Zeit des klassischen Kolonialismus waren es zuerst staatlich befugte Handelsunternehmen, die die Aufteilung der Erde unter die europäischen Großmächte vorantrieben, allen voran die britische East India Company. Ihre Söldner ebneten den Weg für territoriale koloniale Herrschaft und hohe Profite für risikofreudigen Handelskapitalisten. Dass das kein Schnee von gestern ist, zeigt die NGO African Parks auf dem afrikanischen Kontinent.
Diese vermeintlich gemeinnützige Organisation unter der Führung eines Elsässers reißt sich in den letzten Jahren immer mehr afrikanische Nationalpark unter den Nagel. Inzwischen sind es 16 Parks mit einer Fläche von 12 Millionen Hektar. Im Aufsichtsrat der NGO sitzen Multis aus aller Welt, die damit nicht nur Imagepflege betreiben. Einige haben Anteile an in Afrika operierenden Agrarkonzernen, einem gehört sogar ein Unternehmen, das die Nationalparks mit Hotels bestückt. Die Herrschenden der betreffenden Länder übertragen African Parks die Verwaltung der Naturschutzgebiete und behalten formal die Hoheit über die Parks. Afrikan Parks bringt im Gegenzug die Mittel auf, mit denen die Parks in ihrem Sinne zu gestalten. Dazu gehören auch ganze Brigaden von Parkrangern, die oft besser ausgerüstet sind, als die staatlichen Streitkräfte. „In manchen der entlegensten und am schlechtesten erschlossenen Regionen Afrikas sind unsere Ranger die einzige stabilisierende Kraft“, rühmt sich die NGO. Das so harmlos daherkommende Adjektiv „stabilisierend“ heißt in dem Kontext nicht anderes, als eine Stabilisierung des Imperialismus und dessen Lakaienstaaten auf dem afrikanischen Kontinent. Aber wo Landraub im staatlichen Auftrag und zugunsten des Finanzkapitals gängige Praxis ist, ist der bewaffnete Widerstand von Kleinbauern, die nicht verrecken wollen, eine begrüßenswerte Destabilisierung.
Wie Afrikan Parks zu den armen Anwohnern der Parks steht, lässt sich im westafrikanischen Land Benin nachvollziehen. Im Nationalpark Pendjari war es ihnen bisher erlaubt, in den Randgebieten Ackerbau, Jagd und Fischerei zu betreiben, sowie Rituale abzuhalten. Doch nun werden sie zunehmend durch schwer militarisierte Parkranger vertrieben. Das Wild soll nun schließlich zahlungskräftigen Jagdtouristen zum Vergnügen dienen. Dafür stehen den zumeist alten, weißen Männern in den Parks Luxuslodges zur Verfügung, die pro Übernachtung über 600 Dollar kosten. Das Volk wehrte sich, indem Hunderte ein AP-Büro in Benin plünderten und einige ihrer Fahrzeuge abfackelte.