In Mitten der aktuellen Pandemie ist die brasilianische Regierung vor wenigen Tagen dazu übergegangen, eine noch heftigere und brutalere Konfrontation mit der kämpferischen Bauernbewegung im Land zu provozieren und herbei zu führen. Teile der revolutionären Bauernbewegung werden jetzt vom Staat als bewaffnete Organisation kriminalisiert um ein noch härteres Vorgehen gegen sie zu rechtfertigen. Große Einheiten der Militärpolizei wurden bereits zusammengezogen und es kam zu ersten Angriffen von, mit Maschiengewehren und Hubschraubern ausgestatteten, Einheiten der Militärpolizei gegen die revolutionäre Bauernbewegung.

Dass sich die Situation so zuspitzen konnte wie jetzt, ist das Resultat eines Jahrzehnte langen Prozesses, der unter der Regierung Bolsonaro nochmal an Fahrt aufgenommen hat. Große Korruptionsskandale und der vollkommene Unwille das brasilianische Volk vor der Pandemie zu schützen sind dabei nur die eine Seite. Auf der anderen Seite hofiert er immer wieder die Großgrundbesitzer, die in nie dagewesener Offenheit und Aggressivität, mit ausgesprochener Rückendeckung der Regierung, Regenwald verbrennen und Grundbucheinträge fälschen und sich mehr und mehr Land einzuverleiben. In Rondonia, wo aktuell die Kämpfe am schärfsten sind, ist so die Situation entstanden, dass die Fläche aller Grundbucheinträge die eigentliche Fläche des Bundesstaates um das dreifache übersteigt.

Gegen solche Zustände hat sich die revolutionäre Bauernbewegung in Brasilien, die eine lange, reichhaltige und kämpferische Tradition hat, immer mehr zu Wehr gesetzt. Heute steht an ihrer Spitze steht die LCP, die „Liga dos Camponeses Pobres“ d.h. die Liga der armen Bauern. Die LCP kämpft für die Agrarrevolution. Unter der Parole „Jedem Pflüger sein Feld“ kommt es immer wieder zu Besetzungen und anschließender Verteilung von Großgrundbesitz an die Bauern. Dieses Vorgehen der LCP und auch andere kämpferische Aktivitäten von armen Bauern, Indigenen und Kilombolas sind den Großgrundbesitzern und ihrem Staat ein Dorn im Auge. Über die Jahre hinweg kam es vielfach zu Verhaftungen und Morden an wichtigen Führern der Bauernbewegung, wie Cleomar Rodrigues oder Renato Nathan, und größeren Massakern an Bauern durch die Polizei oder anderen, von den Großgrundbesitzern bezahlten, ‚Pistoleros‘.

Beispielhaft hierfür ist der Kampf der revolutionären Bauern gegen die Großgrundbesitzer 1995. In der „Schlacht von Santa Elina“ griff die Polizei auf Befehl der Großgrundbesitzer die Bauern, die in Santa Elina arbeiteten und lebten, mit großer Brutalität an, um sie zu vertreiben und sich ihr Land einzuverleiben. Vor die Perspektive gestellt ihre gesamte Lebensgrundlage zu verlieren, leisteten viele Bauern damals einen heldenhaften Kampf gegen die Polizei, der viele von Ihnen das leben kostete.

Erst im letzten Jahr, also nach 25 Jahren, wurde Santa Elina erneut durch Bauern besetzt und wird seitdem bewirtschaftet. Das soziale und kollektive Leben dort, wird – wie auch in anderen Dörfern – mit Unterstützung der LCP von den Bauern auf lokalen Volksversammlungen selbst organisiert und so beispielsweise die Pandemie-Prävention oder das gemeinschaftliche Anlegen von Sanitäranlagen organisiert und Gesetze für das zusammenleben festgelegt (z.B. gegen Alkoholkonsum, da dieser in Brasilien insbesondere unter der armen, ländlichen Bevölkerung ein sehr großes Problem ist). Unter anderem dieses zurückeroberte Land wird jetzt erneut von der Militärpolizei bedroht und direkt angegriffen. Es bahnt sich dort, aber auch an anderen Landbesetzungen in Brasilien, ein Blutbad an.

Bereits Ende letzten Jahres hat die Polizei auf unterschiedliche Weisen versucht, die Bauern in Santa Elina einzuschüchtern und einen Vorwand für eine Militäroperation zu schaffen. Unter anderem sind bewaffnete Einheiten, sowohl von der Polizei als auch ungekennzeichnet, zur Siedlung gekommen um zu drohen, es wurde aus der Distanz auf das Lager geschossen und aus einem Hubschrauber wurden Patronenhülsen abgeworfen, um zu behaupten die Bauern hätten auf „Sicherheitskräfte“ geschossen. Sogar der Mord an einem Polizisten dutzende Kilometer entfernt wurde durch die Regierung in den Kontext der Besetzung gesetzt. Vor kurzen wurden Aufnahmen in der Presse publiziert, wie die Einsatzkräfte die für den Angriff zusammengezogen wurden auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Die Regierung von Rondonia droht damit, ein neues Massaker auf der Hacienda Santa Elina anzurichten und die Gefahr ist sehr real. Vorangetrieben wird diese Aggression insbesondere durch den Gouverneur von Rondonia, Marcos Rocha, sowie den Sekretär für Sicherheit, Cisneiro Pachá. Erster ist zusätzlich zu seinem Amt auch Kolonell der Militärpolizei und Letzterer trägt bereits jetzt den Beinamen „der Schlächter von Santa Elina“.

Wir rufen alle fortschrittlichen, demokratischen und revolutionären Organisationen und Einzelpersonen dazu auf, sich unserer Kundgebung am 18.04. vor dem brasilianischen Honorarkonsulat in Stuttgart anzuschließen und darüber hinaus die Vorbereitungen des brasilianischen Staates auf ein weiteres Massaker an der Bauernschaft öffentlich zu machen.

Solidarität mit der revolutionären Bauernbewegung in Brasilien!

Gegen die Kriminalisierung des gerechten Kampfes um Land!

Kämpft und wehrt euch!

Freiburger Revolutionäre Studiengruppe

Kundgebung:

Sonntag, 18.04., 14:00 Uhr

Honorarkonsulat von Brasilien, Am Hauptbahnhof 9, Stuttgart