Die Teuerung der Verbraucherpreise ist in der Türkei weiter in aller Munde und eine gravierende Last auf den Schultern des Volkes; vergangenen Dezember lag die Inflation bei 36 Prozent. Die Finanzpolitik der Erdogan-Regierung in dieser Frage (langzeit-niedriger Leitzins) ist aber nicht nur das Vorgehen, um die Krise einzudämmen bzw. hinauszuzögern, sondern noch umso mehr eine bewusste Strategie der herrschenden Clique im Land, um sich noch mehr zu bereichern.

Denn wird die türkische Lira abgewertet, nimmt die Überlegenheit einer starken Währung wie des US-Dollars ihr gegenüber nochmals zu. Das macht diejenigen zum Profiteur der Situation, die diese Währung unter Dach und Fach im Ausland besitzen, d.h. die der Inflation der Lira nicht ausgesetzt ist, und die damit großflächig Handel von der Türkei aus betreiben können. „Wer US-Dollar hat, profitiert von der Krise, während alle anderen ständig neue Tiefpunkte haben“, beschreibt ein Istanbuler Gastronom die Lage. Bereits 1949 hat Vorsitzender Mao dargelegt:

Die reaktionäre Nankinger Kuomintang-Regierung beraubt das Volk aller seiner Freiheitsrechte; sie unterdrückt alle demokratischen Parteien und Gruppen sowie alle Massenorganisationen, so daß sie ihren gesetzlichen Status verlieren; sie unterdrückt die gerechte Bewegung der studierenden Jugend gegen Bürgerkrieg, Hunger und Verfolgung, gegen die Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten Chinas und gegen die Aufpäppelung der aggressiven Kräfte Japans durch die USA; sie überschwemmt das Land mit Geldscheinen der Pseudo-Nationalwährung und mit Pseudo-Goldyüannoten, so daß das wirtschaftliche Leben des Volkes zerrüttet und die breiten Massen ruiniert werden; und mit verschiedenen Mitteln der Ausplünderung konzentriert sie den größten Teil des Reichtums des Landes in den Händen der bürokratischkapitalistischen Gruppierung, an deren Spitze die vier großen Familien Tschiang Kai-schek, Sung Dsi-wen, Kung Hsiang-hsi und Tschen Li-fu stehen.1

Es ist also die bürokratische Großbourgeoisie, die an der Inflation profitiert und den Fall der Lira daher auch im Allgemeinen duldet und vorantreibt. Denn diejenigen, die an der Spitze der bürokratkapitalistischen Gruppierung in der Türkei heute stehen, haben ihr Vermögen alle irgendwie im Ausland lagern, das ist gewiss. Der reichste Mann der Türkei, Murat Ülker, am „American Institute of Baking“ und der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft gelehrt und bei der amerikanischen Continental Baking Company ausgebildet, dessen nationale „Yıldız Holding“ mit dem Finanzkapital imperialistischer Nahrungsmittelproduzenten wie Cargill, Gumlink und Kellogg’s2 groß gemacht wurde und dessen wichtigstes Unternehmen, Pladis, seinen Hauptsitz in London hat, konnte sein Vermögen zwischen 2019, also vor Beginn der Krise, und 2021 um gut 70 Prozent auf 6,3 Milliarden US-Dollar steigern, wobei es von 2015 nach 2019 noch gesunken war.

 

Murat Ülker

Süßwarenriese mit 6,3 Milliarden Dollar auf dem Konto: Murat Ülker

 

Die herrschende Clique kann durch die Inflation im eigenen Lande, mit ihrem Geldvermögen in einer stabilen, „harten“ Währung im Ausland, Waren für abgewertetes Geld mit niedrigem Wechselkurs kaufen und ihre Waren ins Ausland für harte Währung exportieren3; wodurch sie zusätzliche Profite machen, da sie die Möglichkeiten haben, die Waren zu kaufen, deren Preisveränderung geringer als die der allgemeinen Inflation und des Wechselkurses gewesen ist. Doch die Massen, die jeden Tag mehr unter den steigenden Preisen zu leiden haben, wehren sich gegen das Elend und demonstrieren immer stärker ihren Willen und ihre Entschlossenheit, gegen ihre Ausbeutung zu kämpfen.

 

1 „Erklärung des Vorsitzenden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, Mao Tse-tung, Zur gegenwärtigen Lage“, Ausgewählte Werke Bd. IV
2https://english.yildizholding.com.tr/our-story/
3Siehe KPdSU – Lehrbuch der Politischen Ökonomie