Sport: Einige fortschrittliche Fußball-Fanszenen in Europa

AS Livorno

In der italienischen Hafenstadt Livorno wurde die Kommunistische Partei Italiens 1921 gegründet; und auch heute noch sympathisiert ein Großteil der Einwohner mit dem Marxismus. Die Atmosphäre im Stadio Armando Picchi ist kämpferisch, und unter wehenden roten Fahnen mit Hammer und Sichel, Lenin- Stalin- und Che-Guevara-Konterfreis, und ab und an auch Palästina-Fahnen, gehören Lieder wie Bella Ciao zum Standardprogramm bei Fangesängen. Es kam in der Vergangenheit regelmäßig zu Kämpfen gegen die Fascho-Anhänger des Mussolini-Klubs Lazio Rom und Hellas Verona. Nachdem Livorno über Jahre meist in der Serie B gespielt hatte, ging es ab 2019 allerdings mehrere Ligen bergab; der Klub ging insolvent, ein Investor stieg ein und sorgte für die Umbenennung in „US Livorno“. Eine Fanfreundschaft der „ Brigate Autonome Livornesi 99“ besteht mit dem Commando Ultra 84 aus Marseille und der „Original 21“ aus Athen im „triangle of brotherhood“ („Dreieck der Bruderschaft“); zudem ist man mit Celtic befreundet.

Livorno Kurve

Celtic Glasgow

Der Celtic Football Club wurde 1887 für in Armut lebende irische Migranten in Schottlands größter Stadt gegründet. Das irische Grün ist dem Verein im Herzen geblieben; vor dem Hintergrund des nationalen Befreiungskampfes sind die Fans von Celtic traditionell entschlossene Antiimperialisten, die die Ränge des Celtic Park in der Vergangenheit regelmäßig in ein Meer aus Palästina-Fahnen getaucht haben. Für das aufrichtige Festhalten an diesen Aktionen „nach dem 7. Oktober“ wurden den Mitgliedern der führenden Ultra-Gruppe „Green Brigade“ von der Klub-Führung im November ihre Dauerkarten deaktiviert. Diese war schon in den Jahren zuvor überfordert damit gewesen, die Politik des Vereinigten Königreiches im Stadion gegen ihre Fans durchzusetzen. Nachdem man das Ableben von Margaret Thatcher feierte und sie in ihrer Schweigeminute noch ausgebuht wurde, scheiterte man vorletztes Jahr mit einem alternativen „Klatsch-Programm“ für die verstorbene Queen Elizabeth, weil auf den Rängen Schilder mit der Aufschrift „If you hate the royal family, clap your hands“ hochgehalten und zu diesem Slogan und „Lizzy’s in a box“ getanzt wurde. Selbiges, genau wie das Tragen von Palästina-Fahnen, lässt sich bei einigen anderen Klubs im Vereinigten Königreich in geringerem Maße, z.B. beim als Arbeiterverein geltenden Liverpool F.C. und seinen weltweit bekannten Fans beobachten. Erzrivale von Celtic sind die benachbarten Glasgow Rangers, traditioneller Unterstützer der britischen Krone und ihrer Herrschaft in Schottland, der Besatzung in Nordirland etc. Ihr Derby, das „Old Firm“, gilt als eins der häufigsten und bekanntesten der Welt.

Celtic Park Green Brigade

AEK Athen

Der Verein wurde von griechischen Flüchtlingen aus dem damaligen Konstantinopel infolge des griechisch-türkischen Krieges gegründet. Mit Wurzeln in den 70ern 1982 offiziell, nach der Nummer es favorisierten Stadiontores benannt, gegründet, gibt „Original 21“ seit Jahrzehnten beim Hauptstadtverein den Ton an. Die Fans stehen in antifaschistischer und antiimperialistischer Tradition und bekunden offen nachdrücklich ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk; in Basketball-Spielen gegen Hapoel Jerusalem 2018 und 2023 wurden neben gehissten Bannern zahlreiche Israel-Fahnen verbrannt und Hapoel-Unterstützer angegriffen. 2018 wurden beim Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam neben den üblichen Palästina-Flaggen Hisbollah-Fahnen präsentiert (außerdem ein Banner mit der Aufschrift „A LA CARTE FFP APPLICATION – PANAMA PAPERS SCANDAL – TAX EVASION – BRIBERIES – MONEY LAUNDERING – OFFSHORE FRAUD DEALS – BACKHANDERS FROM TV SPONSORSHIPS": THESE ARE THE REAL CRIMES AGAINST FOOTBALL! NOT PYROTECHNICS! UEFA – FIFA: KINGS OF CORRUPTION!“) und anschließend die holländischen Zionisten-Ultras mit Fäusten und Mollies angegriffen. 2001 weigerten sich die Fans, an einer von der UEFA angeordneten Schweigeminute nach dem 11. September teilzunehmen, dafür rief fast das gesamte Stadion anti-amerikanische Parolen in Bezug auf die Tausenden Ermordeten bei der Intervention in Afghanistan.

AEK Athen Original 21

AEK Im Hintergrund die Logos der Dreieck Clubs St.Pauli und Partizan Minsk

(Im Hintergrund die Logos der Dreieck-Clubs, St.Pauli und Partizan Minsk)

Olympique Marseille

Die Commando Ultra ’84 ist Frankreichs älteste Ultra-Gruppe und ihr Support im Stade Velodrome international angesehen.

Marseille

AC Omonia Nikosia

Der Verein auf Zypern wurde 1948 im griechischen Bürgerkrieg gegründet, im Widerstand gegen die den Fußballverband Zyperns, der von allen Vereinen eine Distanzierung von der Kommunistische Partei Griechenlands im Kampf gegen die von den Imperialisten aktiv unterstützte Regierung verlangte. Der Omonia erlangte so einen Ruf als Arbeiterclub. Als 2018 der Verein durch ein Privatunternehmen übernommen werden sollte, protestierte die Gruppe Gate-9 mit roten Blockfahne mit Hammer und Sichel über die gesamte Nordtribüne. Gate-9 hat unter anderem eine Fanfreundschaft zu Hapoel Tel Aviv (Hapoel bedeutet Arbeiter), bei welchem regelmäßig Hammer und Sichel Fahnen präsentiert werden und dessen Fanszene sich – zumindest in der Vergangenheit – gegen die zionistische Besatzung und die Befreiung Palästinas ausgesprochen hat.

Nikosia

FC St. Pauli

Der Kiezclub gilt – auch international – als der Leuchtturm der Vertreibung der Faschisten aus vielen deutschen Stadien. Waren Anfang der 80er-Jahre fast alle Kurven der Bundesliga voll mit Nazi-Hools, machte der antifaschistische und – wohlgemerkt – antiimperialistische Standpunkt der autonomen Szene um die Hausbesetzer in der Hafenstraße, Punks etc., der mit dem Totenkopf ins Millerntor getragen wurde, aus dem Hamburger Verein ein Symbol, gegen den Strom zu gehen. Das sollte nicht überblendet werden von einigen postmodernen imperialistischen Chauvinisten, die heute ihr Unwesen treiben. Freundschaften bestanden zumindest in der Vergangenhei tunter anderem zu Celtic und zu den Vereinen des triangle of brotherhood.

St Pauli