Wie wir berichteten, sollte am 16. September eigentlich zum ersten Mal der „Marsch für das Leben“ in Köln stattfinden, ein von diversen Reaktionären organisiertes Spektakel für die Kriminalisierung von Abtreibungen. Einige hundert Menschen kamen auch auf dem Kölner Heumarkt am Samstag zusammen, nur ist aus dem „Marsch“ nicht viel geworden, da nach wenigen hundert Metern aufgrund der zahlreichen Blockaden Schluss war.

Die Aktivität am Samstag war vermutlich nicht, was sich viele Teilnehmer von der reaktionären Abtreibungsgegner-Demo vorgestellt hatten, dabei hatten sie für ihre erste Aktivität in Köln groß aufgefahren: Eine Auftaktkundgebung mit einem dutzend Ständen, großer Bühne, Videoleinwand, internationalen „Gästen“, wie z.B. Abtreibungsgegnern aus den Niederlanden, Luftballons, Musik und allem drum und dran. Doch am Ende wurde wenig daraus. Jeder, der sich nicht pünktlich auf 360° umkreisten Auftaktkundgebung einfand, musste damit rechnen, auf dem Weg zur Kundgebung seine Materialien zu verlieren und ein paar Ohrfeigen zu kriegen. Und noch bevor die Demonstration letztendlich mit über 1 ½ Stunden Verspätung startete, war die Route bereits blockiert, sodass die Polizei auf eine offenbar vorbereitete Alternativroute auswich.

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Aktivisten des Roten Bundes bei der spontanen Blockade am Heumarkt, wo der „Marsch“ letztendlich umdrehte.

Doch auch auf dieser Route wurde nicht weit gelaufen: Nach wenigen hundert Metern, die hauptsächlich durch den Tunnel unter dem Maritim Hotel führten, war auf der anderen Seite des Heumarkts erneut wieder Schluss, denn auch dort gab es spontane Blockaden von Demonstrationsteilnehmern, die in den kommenden Stunden durch weitere Blockaden zu allen Seiten der Kreuzung am Heumarkt ergänzt wurde, sodass nur der Weg zurück übrig blieb. Dies war letztendlich auch notwendig, da die Polizei – trotz Verstärkung mit Einsatzhundertschaften u.a. aus Hamburg und Anforderung von weiteren Einsatzkräften im Verlauf des Tages – mit zu wenig Kräften vor Ort war, um die Demonstrationsroute durchzusetzen und ein Großteil der vorhandenen Kräfte damit beschäftigt war, willkürlich Teilnehmer der ersten Blockade anzugehen. Dies erlaubte auch, dass gleichzeitig zu den Blockaden Gegendemonstranten zusätzlich noch auf das Auftaktkundgebungsgelände eindringen konnten, wo einige Stände bzw. deren Info- und Propagandamaterial zu Bruch gingen.

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Aufnahme der Blockade aus Perspektive der Abtreibungsgegner, Quelle: Social Media

Letzten Endes ist der „Marsch“ nach massiver Verspätung einige hundert Meter durch Niemandsland gelaufen, musste dann auf der Stelle wieder umdrehen, unter Polizeispalier zu ihrem zerstörten Fest zurückschleichen und im Anschluss noch unter Spalier die Kundgebung verlassen. Die unterschiedlichen Organisatoren der Gegenaktivitäten, wie z.B. „Pro Choice Köln“, sprechen entsprechend sehr gerechtfertigter Weise von einem vollen Erfolg der Gegenaktivitäten, da nicht nur der Marsch an sich verhindert wurde, sondern die ganze Aktivität zu einer einzigen Farce verkommen ist.


Titelbild: Der „Marsch für das Leben“ wird durch eine kleine Gasse zwischen Bäumen und Fahrradständern zu ihrem Auftaktkundgebungsort zurückgebracht, welcher von Gegendemonstranten besetzt ist. Quelle: Social Media