An diesem Samstag, den 16. September soll das erste Mal der sogenannte „Marsch für das Leben“ in Köln stattfinden. Der „Marsch für das Leben“ ist eine Demonstration von christlichen Fundamentalisten in Zusammenarbeit mit angeblich „moderateren“ kirchlichen Institutionen an der auch Politiker und Anhänger der CDU und AfD bis zu Faschisten teilnehmen. Ziel dieses Marsches der vom sogenannten „Bundesverbands Lebensrecht“ organisiert wird, ist es alle Möglichkeiten für Frauen auf einen Schwangerschaftsabbruch gesetzlich verbieten zu lassen. Zusätzlich sind sie ebenso für ein vollständiges Verbot der Präimplantationsdiagnostik und der Sterbehilfe. Nach Ansicht dieser Reaktionären beginnt das Leben des Kindes mit dem sexuellen Zeugungsakt beziehungsweise der Befruchtung der Eizelle. Eine Abtreibung nach diesem Zeitpunkt wäre dann Mord.Materialistisch und wissenschaftlich ist das nicht haltbar, ein Embryo ist erst einmal nur eines und zwar ein Zellhaufen, der sich zum Menschen entwickeln kann oder eben nicht.
Der „Marsch für das Leben“ und ähnliche Veranstaltungen von christlichen Fundamentalisten und anderen antifeministischen, patriarchalen Vereinigungen fanden immer wieder in Berlin, Münster und Freiburg, aber auch in den Nachbarländern Österreich und Schweiz statt. An diesem 16. September gibt es neben der Demonstration in Köln, zeitgleich auch eine in Berlin welche ebenfalls vom „Bundesverband Lebensrecht“ organisiert wird. Zeitgleich gibt es auch in Zürich eine Demonstration unter dem Motto „Marsch fürs Läbe“.
Wer jetzt denkt, dass es sich bei dieser Demonstration um eine Randveranstaltung von kleinen Sekten und Splittergruppen handelt, liegt falsch. Neben der CDU Köln und der CDU-nahestehenden Gruppierung „Christdemokraten für das Leben“ rufen u.a. auch die Deutsche Bischofskonferenz, der Zusammenschluss aller deutschen, römisch-katholischen Bischöfe zu diesem reaktionären Marsch gegen die körperliche Selbstbestimmung von Frauen auf und entsenden sogar ein Grußwort. Und auch aus Köln selber kommt kirchliche Unterstützung für die Reaktionären und so unterstützt das Bistum Köln den Marsch auch wieder dieses Jahr. Die AfD mobilisiert mit ihrer Parteigruppierung „Christen in der AfD“ ebenfalls für den Marsch. Die Beteiligung von Kirchen, Konservativen und rechten Kräften ist keine Neuheit. Schon seit Mitte des letzten Jahrzehnts entsenden selbst Vorsitzende der CDU/CSU-Bundesfraktion wie Volker Kauder oder CDU-Jüngling Philipp Amthor mehrfach Grußworte an die Demonstrationen. Auch die AfD-Europaparlamentsabgeordnete Beatrix von Storch war mehrmals beim „Marsch“ vertreten und trug sogar das Fronttransparent. Im Jahr 2014 entsandte sogar Papst Franziskus höchstpersönlich Grußworte. Neben diesen „seriösen“ Größen von Kirche und bürgerlichen Parteien finden sich im Veranstaltungsspektrum auch Vereinigungen wie die sogenannte Piusbrüderschaft, eine ultrareaktionäre, traditionalistische, katholische Priestervereinigung, denen die Katholische Kirche zu Modern ist. Erklärte Feinde des Christentums sind nach Vorstellungen der Piusbrüder Juden, Kommunisten und Freimauerer. Dagegen werden Faschisten wie Franco von ihnen gepriesen. Frauen sind im Weltbild dieser Vereinigung dazu geboren um „Gehilfinnen“ der Männer zu sein und homosexuelle Menschen wollen sie nach Vorbild des deutschen Faschismus Verfolgung lassen.
Diese Liste ließe sich ewig weiter führen. Und sie zeigt auf, auch wenn sich die verschiedenen christlichen Fundamentalisten, Kirchen, konservativen Parteipolitiker und Ultrareaktionäre nicht eine Bewegung mit einer Richtung sind, so haben sie doch Einheit wenn es darum geht das Selbstbestimmungsrecht der Frauen auf ihren eigenen Körper und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu beschneiden und das Ideal der bürgerlichen, patriarchalen Kleinfamilie zu propagieren.
Damit stehen sie nicht alleine, denn auch wenn die Ampelregierung das sogenannte „Werbeverbot“ für Abtreibungen aufgehoben hat, fällt Abtreibung in Deutschland immer noch unter Strafgesetzbuch. Und die Frauen die sich dennoch durch den beschwerlichen und belastenden Bürokratiejungel kämpfen um abzutreiben, stehen häufig vor der Herausforderung, dass nicht genügend Ärzte solche Behandlungen vornehmen.
Allerdings finden diese reaktionären Veranstaltungen nicht ohne den Widerstand der Massen, insbesondere der Frauen statt. Seit Jahren finden große Gegendemonstrationen gegen die verschiedenen Märsche für das Leben und ihrer Zweigveranstaltungen statt, welche von Tausenden besucht werden. Dabei kommt es auch immer wieder zu Blockaden und kämpferischen Aktionen oder wie in der Schweiz zu Kämpfen gegen die Polizei.
Und auch in Köln hat sich mit „Pro Choice Köln“, ein Bündnis aus feministischen Gruppen verschiedener Farben und Tendenzen zusammengefunden um den „Marsch für das Leben“ wo es geht zu stören und zu verhindern. Auch im Vorfeld des Samstags ist es schon zu Aktionen in Köln gekommen. So wurde auf Indymedia eine Aktion veröffentlicht , die daran erinnert, dass echte Kinder in der Hände von Kirchen und fundamentalistischen Christen nicht gut aufgehoben sind, indem die Außenfassade des Erzbischöflichen Haus in Köln mit Farbe angegriffen wurde und der Schriftzug „Woelki= Missbrauch und Frauenhass“ hinterlassen wurde. Rainer Maria Woelki ist Erzbischof von Köln und tief in den Missbrauchsvorkommnisse an Kindern und ihrer Vertuschung involviert.