Wir teilen hier eine auf Avrupa Haber veröffentlichte Erklärung.
Wir Frauen werden nicht die Krise des Kapitalismus zahlen!
Während die Krise des imperialistisch-kapitalistischen Systems große Auswirkungen auf die ArbeiterInnenklasse hat, hat sie insbesondere für die Lebensbedingungen von uns Frauen schwerwiegende Folgen. Mit der Covid-19-Pandemie ist das kapitalistische System, das gemäß seiner Natur dazu verdammt ist, in eine Dauerkrise zu geraten, noch beschleunigter in diese Krise eingetreten. Nach der Pandemie hat sich die Kluft zwischen den herrschenden Klassen und dem Volk noch weiter vertieft. Während in den letzten Jahren versucht wurde, das Eigentum der Kapitalisten und ihrer Monopole mit verschiedenen Mitteln zu schützen, hat der Druck auf die Arbeiter*klasse an allen Fronten zugenommen und die wirtschaftlichen Probleme sind gewachsen.
Als Folge der Krise erschwerte die hohe Teuerungswelle der letzten Periode den Arbeitern und Arbeiterinnen und den Werktätigen der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse nachzukommen und insbesondere erschwerte diese Teuerung die Situation der arbeitenden und berufstätigen Frauen. Denn wir sind immer noch diejenigen, die schlechter bezahlt werden als Männer und in Kurzarbeit- Teilzeitarbeitsbereiche gedrängt werden. Als wäre der Kampf um die Lebenshaltungskosten nicht genug, gibt es auch Entlassungen, prekäre Beschäftigungsbedingungen etc. die die Lebensbedingungen und die zunehmende Unsicherheit, insbesondere von berufstätigen Frauen, verschlechtern. Steigende Lebensmittelpreise, steigende Mieten, nicht leistbare Heiz- und Energiekosten haben unser Leben in Bedrängnis gebracht. In fast allen Ländern werden weiterhin systematisch Sozialleistungen wie das Gesundheitssystem, Sozialhilfen, Kinderbetreuungsplätze und Pflegeheimplätze gekürzt. Die Zahl der Frauen, die an die Armutsgrenze fallen, steigt von Tag zu Tag. Während diese Situation so anhält, liegt die Verantwortung für die Betreuung von Kindern, Alten und Behinderten aufgrund unserer traditionellen Geschlechterrolle weiterhin auf unseren Schultern.
Als ob das nicht genug wäre, leben wir mit der Tatsache der Gewalt an Frauen. Gewalt (häusliche) und Frauenmorde (Femizide) an Frauen nehmen Tag für Tag zu, unabhängig von Grenzen, der Geographie, dem kulturellem oder sozialem Umfeld. Laut Statistik sind 15 % der Frauen in Europa täglich häuslicher Gewalt ausgesetzt, und 736 Millionen Frauen weltweit (jede dritte Frau) sind mindestens einmal in ihrem Leben sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen.
Gewalt hat viele Gesichter; Wir Frauen sind nicht nur körperlicher, sexueller, psychischer, traditioneller (durch Bräuche), religiöser, ökonomischer, verbaler oder psychischer Gewalt ausgesetzt. Wir sind auch der staatlichen Gewalt dieses kapitalistischen Systems ausgesetzt, die mit dem Patriarchat einhergeht.
Es gibt unterdrückte Völker, die Opfer ungerechter Kriege sind und gezwungen sind auszuwandern. Auf diesen schwierigen Migrationsrouten sind werktätige Migrantinnen und Kinder mit allerlei Gewalt konfrontiert und verlieren ihr Leben auf diesen Routen.
Während in verschiedenen Ländern das Recht auf Abtreibung mit der Wirkung der konservativen Kirche eingeschränkt oder bestraft wird, sind wir Frauen die Opfer und leidtragenden davon.
Frauen auf der ganzen Welt stehen auf und tragen ihre Wut und ihre Rebellion gegen Frauenmorde (Femizide) auf die Straße, wie zum Beispiel in der Türkei, Mexiko, Argentinien usw., und bei diesen Aktionen sind wir wiederum diejenigen, die den Polizeiknüppeln, dem Tränengas und all der Gewalt ausgesetzt sind.
Die Frauen, die als Guerillas und Militante heute in den verschiedensten Ländern der Welt für die Nationale-, Klassen- und Soziale-Befreiung kämpfen, werden durch die Staaten, sobald sie gefasst werden, Gewalt angewendet, und da sie Frauen sind wird auch sexuelle Gewalt angewendet. Ihr Hass und ihre Wut gegen diese Frauen ist so groß, dass sogar ihre Leichname gefoltert werden.
Wir können hier nicht alles aufzählen, aber all das, die Situation in der Welt, in der wir leben, und die Situation von uns Frauen in dieser Gesamtsituation, wird uns niemals verzweifeln lassen und uns in Hoffnungslosigkeit stürzen.
Im Gegenteil!
So wie drei Schwestern Minerva, Patria und Maria Teresa Mirabal, die gestern als Teil einer revolutionären Widerstandsbewegung gegen den faschistischen Diktator Trujillo kämpften und kurz nach ihrer Haftentlassung vom Militärgeheimdienst der faschistischen Dominikanischen Republik getötet wurden, und sie für die Latein-Amerikanische und karibische Frauen 1981 zu Hoffnungsträgerinnen des Widerstands wurden und sie den 25. November auf ihrer Frauenkonferenz zum “Tag des Gedenkens an die Opfer von Gewalt an Frauen” erklärt haben und dieser Tag später im Jahr 1999 zum “Tag gegen Gewalt an Frauen” wurde, dann sind wir heute genauso verpflichtet, diese Fackel zum Straßen.
Genauso wie der Mord an der erst 22-jährigen Jina Masha Amini durch den iranischen Staat im vergangenen Monat schnell um die ganze Welt geschlagen hat und uns Frauen auf die Straße gebracht hat. Diese Aktionen veranlassten das gesamte unterdrückte iranische Volk und die kurdische Nation, angesichts aller Arten von Zwang, Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen zu kämpfen. Die Unterdrückung und die Gewalt an Frauen lösten eine Rebellion und einen Kampf gegen die iranische Reaktion aus und verstärkte diese Rebellion.
Heute ist es als LILA-ROT KOLLEKTIVE (MOR-KIZIL KOLEKTIF) unsere Pflicht, die Fackel all dieser revolutionären und Widerstandsfrauen zu tragen, die vor uns und mit uns gekämpft haben.
Daher; Lasst uns auf die Straßen, auf die Plätze gehen, um unsere Stimmen am „25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen“ mit ihren Stimmen zu vereinen.
FRAUEN, FREIHEIT, LEBEN!
LILA-ROT KOLLEKTIVE
November, 2022