Die Linkspartei ist seit einer "Strategiekonferenz" viel medialer Kritik ausgesetzt und demonstriert im Umgang damit, dass ein Skandal auch das ist, was man daraus macht. Worum geht es genau? Auf besagter Strategiekonferenz sprach sich eine Teilnehmerin ohne Parteiämter für eine reformistische Handhabung von Energiepolitik aus. Um deren vermeintliche Alternativlosigkeit zu untermauern, warf sie in Form eines sarkastischen Kommentars Schmutz auf die sozialistische Revolution: "Energiewende ist auch nötig nach ‘ner Revolution. Und auch wenn wir das ein(e) Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fortbewegen…naja, ist so, wir müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen." Parteichef Riexinger reagierte darauf ebenfalls ironisch witzelnd, dass man die Reich nicht erschießen, sondern für nützliche Arbeit einsetzten würde.
Soweit so blöd und arbeiterfeindlich, aber so banal. Damit hätte die ganze Geschichte ruhen können. Aber nein, im nächsten Schritt machen sich rechtere Kritiker ans Werk und behaupten dreist, dass sie genau das Gegenteil gesagt hätte. Das wahre Gesicht der Linkspartei sei bewaffneter Kampf, Revolution und SED und überhaupt. Schwups-die-wups war ein Skandal in der Welt, auf den sich auch große Teile der Linkspartei-Führung begierig stürzten um ihn so erst zu dem machten, was er wurde. Für alle die es wissen wollen, ist längst klar, dass die Linkspartei voll und ganz im bundesrepublikanischen Parlamentsbetrieb angekommen sind und nicht den Bruch, sondern die Fortsetzung des Systems will. Die Avantgarde dieses Mitregierens, Ramelow und Bartsch, überschlugen sich regelrecht mit Selbstkasteiung und Angriffe auf die vermeintlich ewiggestrige Revolutionsfraktion innerhalb der Partei, die eh nicht mehr als eine Illusion ist. Ramelow, der von der "Meta-Ebene" längst runtergekommen ist, tweetete: „Wer Menschen erschießen will und von einer Revolution mit oder durch Gewalt schwadroniert hat mit meinem Wertekanon nichts gemein. So eine Aussage auf einer Konferenz meiner Partei ist inakzeptabel und hätte nie lächelnd übergangen werden dürfen!“ So benutzt er diese abseitige Geschichte, um die Leute in der Partei zur Räson zu bringen, die ihre Illusionen eines Systemwechsel mittels der Linkspartei zu offen zur Schau stellen. Nein, Ramelow, der für sein "vernünftiges" Durchregieren in Thüringen auch Schulterklopfer von außerhalb der Linkspartei erhält, will sich die lange herbeigesehnte Mitverantwortung für diese Klassengesellschaft nicht von den "ewiggestrigen" seiner Partei nicht kaputt machen lassen. Das ist genau das Wesen des Reformismus, man kokettiert ein bisschen mit der Wut der Massen, um sie im nächsten Schritt in gemäßigte, staatserhaltende Bahnen zu lenken.