Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.4.2020 schreibt, dass hierzulande eine Teuerung des importierten Gemüses festzustellen ist. Dabei finden sich unter der Teuerung vor allem Gemüse aus Spanien wieder, die infolge der sog. Corona-Pandemie mangels importierten („billigen“) Arbeitskräften (aus Rumänien, Tschechien usw.) weniger geerntet werden können. Konkret betrifft das Paprika, Tomaten Gurken usw.


Im Durchschnitt ist dieses Gemüse hierzulande bereits um 43% teurer geworden. Doch die schlauen Wirtschaftswissenschaftler der FAZ können uns beruhigen. Die Bürger müssten keine Angst haben. In der BRD gebe man im Mittel monatlich lediglich 10% des Einkommens für Nahrungsmittel aus, und davon wiederum nur ein Bruchteil für Obst und Gemüse. Folglich würde die Teuerung kaum ins Gewicht fallen.

Sicherlich, diese Rechnung mag stimmen, wenn man vom Durchschnittslohn in Deutschland ausgeht. Das kann man aber auch nur, wenn man den Klassenwiderspruch negiert. Wenn man den Durchschnitt von den Reichsten und Ärmsten berechnet, kommt freilich eine stattliche Mittelsumme heraus, die bei Netto über 2000€ liegt (Quelle). Diese Nettosumme spiegelt jedoch nicht Ansatzweise die Lebensrealität der Menschen in Deutschland wieder und verklärt die Wahrheit hierzulande. Die Reichen verzerren diesen Durchschnittslohn, indem der Mittelwert stark nach oben verschoben wird. In Wirklichkeit jedoch hat Deutschland eine immense Schicht an Menschen, der mit viel weniger als 2000€ im Monat über die Runden kommen müssen. Dank der Agenda 2010 durch die damals von der  SPD geführte Regierung kommt noch ein großer Satz Hartz-4-Empfänger hinzu.

Gehen wir mal eine Beispielrechnung an, um den Widersinn zu belegen. Der aktuelle Hartz 4 Regelsatz liegt bei 416€ im Monat. Davon sind pro Tag 4,85€ für Essen eingeplant. Vor rund vier Wochen kostete das halbe Kilo Paprika im Discounter Penny noch 1,79€ und stieg innerhalb dieser vier Wochen auf 2,99€ an. Ein Anstieg von sage und schreibe 67,04%. Für den Hartz-4-Bezieher bedeutet dies, er muss nun für ein halbes Kilo Paprika 62,21% seines gesamten Tagessatzes für Essen aufwenden. Und wir reden hier nicht von teuren Feinkosthändlern wie Edeka, sondern den günstigsten Discountern in Deutschland.

Nun mag man einwerfen, dass dies doch nur auf Hartz-4-Empfänger, also arbeitslose zuträfe. Doch zweierlei muss dem entgegnet werden. 1. Sind inzwischen eine Vielzahl der Arbeiter hierzulande zur Kurzarbeit gezwungen und büßen rund 40% ihres Lohnes ein. Die ohnehin geringe Lohnsteigerung der letzten Jahrzehnten hat eine Vielzahl der Löhne auf Hartz-4-Nieveau gedrückt und trifft mit Kurzarbeit (wenn nicht sowieso bereits vorher) inzwischen regelmäßig diesen Schwellenwert. 2. haben zahlreiche Arbeiter, die auf Honorarbasis oder Leiharbeit arbeiteten, ihre Tätigkeit verloren und wurden in die Sozialhilfe gezwungen, müssen also fortan von diesem mickrigen Satz leben.

Kurzum: die reale Verteuerung der Nahrungsmittel trifft die arbeitende Klasse besonders hart. Nur wer zur Klasse der Bourgeoisie gehört kann es sich leisten, durch Zahlentrickserei diese Wahrheit zu leugnen. Die Krise ist da, und sie trifft ganz real unsere Klasse. Wir die Arbeiter sind es, die bereits jetzt unter der Pandemie zu leiden haben, und noch mehr leiden werden. Daher müssen wir uns gemeinsam organisieren und uns zur wehr setzen, dass die Krisenlast auf unseren Rücken ausgetragen wird.