Berliner Arbeiter beim Lebensmittellieferdienst Gorillas solidarisieren sich in einem wilden Streik mit einem entlassenen Kollegen. Mit einer Blockade des Warenlagers in der Prenzlauer Allee am 09. Juni wollten sie die Wiedereinstellung des in der Probezeit gekündigten Santiago erzwingen.

Als Gorillas Workers Collecitve organisiert fordern sie überdies die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit. Da die Arbeit bei Gorillas für viele nur ein Übergangsjob ist, ist diese Probezeit bisher ein effektives Mittel gewesen, um jede Form des Arbeitskampfes im Keim zu ersticken.

 

Wilder Streik bei Gorillas

 

Dass das Unternehmen in nur einem Jahr stark expandieren konnte, liegt neben der aggressiven Werbung und häuslicher Quarantäne als Massenphänomen natürlich vor allem an der Ausquetschung der Lieferfahrer, die sich selbst Rider nennen. Lieferung in zehn Minuten verspricht das Unternehmen. Die Einlösung dieses Versprechen müssen die Fahrer dann irgendwie bewerkstelligen. Das alles wird in üblicher zeitgenössischer Start- Up Manier mit Propaganda kaschiert: „Flache Hierarchien“, „wir sind eine große Familie“ und der ganze Bullshit. Das Arbeiten zu miesesten Bedingungen soll einem als Lifestyle schmackhaft gemacht werden. Aber das radeln in szenigen schwarzen Klamotten machen den Zeitdruck bei Wind und Wetter bei einer Entlohnung knapp über dem Mindestlohn natürlich nicht wett.

 

Wilder Streik bei Gorillas 2 

Der spontane, wilde Streik in Solidarität mit einem Kollegen ist ein wichtiger Schritt auch darüber hinaus, weil er den Bruch mit dem reaktionären deutschen Streikrecht bedeutet, das so etwas nicht vorsieht. Arbeiter, die für ihre Interessen als Klasse einstehen, ohne zu fragen, ob sie das dürfen, sind für diesen Staat ein Dorn im Augen. So waren direkt Bullen in Mannschaftsstärke vor Ort, auch mit Zivis vom Staatsschutz. Der Firmenchef kam den Forderungen bisher nicht nach, sondern reagierte aufgebracht und mit Phrasen über seine Liebe zum Radfahren. Gorillas „Erfolgsrezept“ soll um jeden Preis fortgesetzt und ins Ausland exportiert werden. Ein Rider streifte das völlig gegensätzlichen Interesse von Arbeitern und Eigentümern mit einer Frage: „Warum ist es für Gorillas schwerer, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, als Filialen in Frankreich und New York aus dem Boden zu stampfen?“