Das Land Berlin rühmt sich damit, als erstes Bundesland durchgehend gebührenfreie Kita-Plätze anzubieten. Eine Separierung der Kinder nach dem Einkommen der Eltern solle damit verhindert werden.
Aber bürgerliche Herrschaft wäre nicht bürgerliche Herrschaft, wenn man nicht gleichzeitig Schlupflöcher geschaffen hätte, die eine Vorzugsbehandlung für Zahlungskräftige ermöglichen. Dafür wurden Zusatzangebote für bis zu 90 Euro im Monat erlaubt. Solche Zusatzangebote können Sport-, Sprach oder Kunstprogramme sein. Für das Mittagessen werden noch mal 23 Euro pro Monat fällig.
Ein besonders krasser Fall von Abschottung gegen die Kinder der Arbeiterklasse flog kürzlich in Berlin-Lichterfelde auf. In der bilingualen Kita „Nanny's Place“ ist die Mitgliedschaft eines Fördervereins das versteckte Unterscheidungsmerkmal. Kostenpunkt 700 Euro. Die Kinder der Eltern, die das nicht bezahlen konnten, wurden in eine gesonderte Gruppe gesteckt. Ihr Gruppenzimmer war ein Durchgangszimmer ohne altersangemessenes Spielzeug. Zusätzlich perfide war der Name der Gruppe „Maulwürfe“, während die übrigen englische Disneynamen haben. Gegen diese Gemeinheiten haben betroffene Eltern geklagt und kurzerhand ein Hausverbot für die Kita bekommen. Auf ihre Kinder müssen sie jetzt draußen warten.
In einer Gesellschaft, in der alles käuflich ist, wird so etwas immer wieder passieren. Wenn die Selektion der Kinder nicht über Zusatzkosten oder Fördervereine passiert, können die Kita-Träger immer noch entscheiden, wenn sie aufnehmen und wen nicht. Dabei ziehen Arbeiterkinder oft den Kürzeren und innerhalb dieser Gruppe insbesondere die mit ausländischen Nachnamen.