Am 18. Juni wurde das 2. jährliche Fußballturnier in Gedenken an den deutsch-algerischen Arbeiter Adel B. im Essener Arbeiterviertel Altendorf durchgeführt. Im folgenden möchten wir euch einen Bericht mit Bildern teilen, den wir von Genossen der Initiative Gerechtigkeit für Adel und des Roten Bundes erhalten haben, die das Turnier in diesem Jahr gemeinsam durchgeführt haben.

 

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Wie im letzten Jahr wurde auch 2023 das Fußballturnier als Hauptveranstaltung auf dem Ehrenzeller Platz durchgeführt, einem sehr belebten Platz im Viertel, an dem auch sonst Kinder und Jugendliche Fußball spielen. Im Turnier selbst haben die vierköpfigen Teams rund drei Stunden lang um den Siegerpokal gespielt und trotz zwischenzeitlich leichtem Regen haben die Kinder und Jugendlichen viel Spaß gehabt und haben sich sehr über die Gelenheit gefreut, dieses Jahr (wieder) beim Turnier teilnehmen zu können. Während der gesamten Veranstaltung lief auch revolutionäre und forschrittliche Musik auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch, Spanisch und Portugiesisch als Begleitung, die auf dem gesamten Platz zu hören war und ebenfalls für eine gute Stimmung gesorgt hat.

 

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Zu Beginn der Veranstaltung wurde mit einer kurzen Rede eröffnet, in welcher der Fall von Adel erläutert wurde und wieso die Veranstaltung überhaupt stattfindet. Besonderer Schwerpunkt wurde darauf gelegt, die Spaltung der Arbeiterklasse in unterschiedliche Nationalitäten und Herkünfte zu denunzieren und dazu aufzurufen, dagegen gemeinsam die Reihen zu schließen und organisiert zu kämpfen. In der Rede hieß es daher:

„Wir sind heute am 18. Juni zusammengekommen um gemeinsam unsere Wut und Trauer zu zeigen, weil genau heute vor vier Jahren unser Freund und Nachbar Adel B. ungerechtfertigt und auf brutale Art und Weise von der Essener Polizei erschossen wurde. Wir sind auch hier um mit Entschlossenheit und Kampfesmut daran zu erinnern, wer Adel wirklich war und auch vier Jahre nach seiner Tötung durch die Polizei alle Lügenmärchen und falschen Verdächtigungen die über ihn erzählt werden ins Leere laufen zu lassen.“

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„Wir dürfen uns nicht spalten lassen in Deutsche und  Migranten, in Türken und Kurden oder in Rumänen und Roma. Denn das ist genau das, was der Staat und seine Polizei erreichen wollen. Wir alle haben ähnliche Probleme, wir alle leiden darunter, dass die Preise teurer werden, die Mieten höher, die Löhne nicht steigen, die Polizei uns schikaniert und der Rassismus und deutsche Chauvinismus in diesem Land immer stärker dazu genutzt wird, uns zu spalten. Doch um etwas an unserer Lebenslage zu verbessern, müssen wir diese Spaltung überwinden, die man versucht uns in jedem Aspekt unseren Lebens auf zu zwängen. Ob durch Hetze in den bürgerlichen Medien oder an unseren Arbeitsplätzen, wir müssen den Versuchen uns zu spalten ankämpfen. Wir müssen gemeinsam unsere Probleme anpacken, als Arbeiter und Nachbarn und uns zusammenschließen und organisieren. Nicht Herkunft, Hautfarbe oder die Religion unserer Nachbarn entscheiden unser Leben, sondern die Politik dieses Staates und derer, die in ihm an der Macht sind, ist Schuld an unseren Problemen und die Polizei ist der Handlanger, der dazu da ist, unsere Kämpfe im Keim zu ersticken und uns dazu zu bringen aufzugeben. Solange wir untereinander kämpfen, statt gegen diese Missstände und die Verbrecher, die daran Schuld tragen, können wir nichts an unserer Lage ändern.“

Dieser Punkt wurde während der gesamten Verantsaltung mit den Teilnehmer, vor allem den Eltern und älteren Jugendlichen, stark diskutiert und ist auf viel Zuspruch gestoßen. Das Bewusstsein und die Haltung, dass man zusammen kämpfen muss und man keine Geschenke „von oben“ zu erwarten hat, hat sich durch die gesamte Veranstaltung hinweg durchgezogen.

 

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Anders als im letzten Jahr gab es dieses Mal aber neben dem Fußball auch einen Stand, an dem Getränke, frische Waffeln und Eis kostenfrei an alle verteilt wurden, die gekommen sind. Der Aufbau sowie Betrieb des Stands wurde tatkräftig von den Massen vor Ort unterstützt und die gesamte Veranstaltung hatte dadurch den Charakter nach dem Motto „von Altendorfer, für Altendorfer“ und keine „Dienstleistung“ von Aktivisten für die Bewohner des Viertels, was von den meisten Teilnehmern auch gut verstanden wurde.

Während die Kinder beim Fußball beschäftigt waren, haben die Eltern und älteren Besucher die Möglichkeit gehabt, sich untereinander und mit den Aktivisten über die Situation in Altendorf zu unterhalten, mit Anlass der 4-jährigen Ermordung Adels vor allem über Rassismus und Polizeigewalt, aber auch über andere Themen die in Altendorf die Leute bewegen wie z.B die immer noch präsenten Preisteuerungen. Durch Gespräche und das Eintragen in eine Kontaktliste, wurde sich miteinander verbunden, zu nächsten Veranstaltungen eingeladen und sich darüber ausgetauscht, dass man sich zusammentun muss, um gemeinsam gegen die unterschiedlichen Probleme zu kämpfen und sich zu wehren.

 

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Neben dem Waffelstand war auch ein Infostand des Roten Bunds aufgebaut, an dem dessen Gründungserklärung und Sticker sowie verschiedene Ausgaben der Roten Post ausgelegen waren. Der Stand war eine gute Gelegenheit sich auch tiefergehender mit Interessierten über Politik zu unterhalten und was es bedeutet, sich zu organisieren im Kampf für die Interessen der Arbeiterklasse. Besonders die Sticker des Roten Bundes sind gut bei den Kindern angekommen und wurden noch während der Veranstaltung von den Kindern fleißig auf dem Platz (und sich selbst) verklebt.

 

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Während den Pausen und für die Kinder, die gerade nicht spielen bzw. bereits beim Turnier ausgeschieden sind, wurde – mit ein wenig Anleitung – von den Kindern selbst ein Banner gemalt und danach aufgehangen, auf dem „Stoppt Rassismus und Polizeigewalt!“ geschrieben steht. Dazu haben die Kinder mit angemalten Handflächen auf dem Banner unterschrieben. Bei dieser Aktivität konnte sich auch mit den Kindern selbst mehr politisch unterhalten werden und anhand der Themen Rassismus und Polizeigewalt wurde den Kindern fortschrittlich-revolutionäre politische Standpunkte einfach und verständlich erklärt und auf die neugrierigen Fragen diesbezüglich geantwortet. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass auch Kinder als Teil dieser Gesellschaft durchaus ein gewisses politisches Bewusstsein und eigene Standpunkte haben.

 

Das 2. Adel B. Gedenkturnier ein großer Erfolg und hat bei allen Besuchern und Teilnehmern einen Eindruck hinterlassen. Anwohner und Aktivisten haben sich mehr miteinander verbunden und weitere Termine und Aktvitiäten geplant und vereinbart, um gemeinsam im Kampf voranzuschreiten. Am Ende ist eines klar: der Kampf um Gerechtigkeit für Adel und alle anderen Opfer polizeilicher und rassistischer Gewalt kann nur zu einem Sieg werden, wenn er organisiert geführt wird.