Während sich die Arbeiterklasse mit steigenden Lebenshaltungskosten und der Militarisierung im Inneren konfrontiert sieht, gibt es in Berlin noch einige, die Zeit für wichtige Hobbybeschäftigungen besitzen, wie zum Beispiel die Diskussion, ob man Straßennamen umbenennen soll. Nach der Abweisung einer Klage des Historikers Götz Aly, der den Namen als „Wertschätzung“ verteidigen wollte, und sechs weiteren Anwohnern gegen die mangelnde Anwohnerbeteiligung bei der Umbenennung und die Widerspruchsgebühr von 148,27 Euro, darf es nun schließlich die Mohrenstraße im Zentrum Berlins treffen, die die alte chauvinistische Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen im Namen trägt.

Der neue Name der Mohrenstraße soll „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ lauten. Jener Anton Wilhelm Amo taucht kurioserweise in Auflistungen von „Bekannte als Mohren bezeichnete Menschen“ ganz oben auf. Amo wuchs, wie viele der seinerzeit als Mohren bezeichneter Menschen, im 18. Jahrhundert auf dem Hof eines Adels in Europa auf und machte unter dem Schutz von Kurfürsten und Herzögen Karriere als Philosoph. Denn der Begriff Mohren wurde damals noch insbesondere für feudale Diener, z.T. für „edle Personen“ verwendet. Wie dem auch sei – Amo ist nicht als großer „antirassistischer“ Vorkämpfer zu betrachten, sondern als ein gut in die feudale deutsche Gesellschaft integrierter Intellektueller, der später nach Westafrika zurückkehrte und als Wahrsager aus dem Elend des Volkes Nutzen zog. Da der Bourgeoisie solche Figuren wesentlich lieber sind als Menschen, die gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, hat das Bezirksamt Mitte den Namen Amos gewählt.

Auffällig war lediglich, welch große Wellen dieses eigentlich belanglose Thema mal wieder in den Medien schlug. Während zum Beispiel Arbeitsminister Hubertus Heil unter anderem Reisen nach Ghana, auf dessen heutigem Territorium Amo ca. 1703 geboren wurde, unternimmt, um „Fachkräfte zu gewinnen“, und so etwas mal am Rande erwähnt wird, geraten Diskussionen um „Political Correctness“ auf die Titelseiten der bürgerlichen Medien. Die wichtigen Themen werden oft unter den Tisch gekehrt und durch unwichtige Geschichten ersetzt, was dann den Anschein erwecken soll, dass alles noch relativ normal ist – die Krise, in der der Imperialismus sich befindet, wird verschleiert. Die Opportunisten, die sich mit ihren postmodernen Thesen von Dekolonisierung etc. lautstark für solche Reförmchen einsetzen, tragen ihren Teil dazu bei.

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