In Mannheim wurde in der letzten Woche ein Infostand islamfeindlicher Chauvinisten von einem Mann mit einem Messer angegriffen. Während des Angriffes wurden mehrere Menschen mit dem Messer verletzt, darunter auch ein Polizist welcher anschließend im Krankenhaus an seinen Verletzungen starb.

Bei den angegriffenen Reaktionären handelt es sich um die sogenannte „Bürgerbewegung Pax Europa“ Diese sind in Vergangenheit bereits häufiger durch extrem offene chauvinistische Hetze, die sich vor allem gegen Muslime richtet aufgefallen. Wie bereits zuvor verbreiteten diese, während ihres Infostands in der Mannheimer Innenstadt Parolen gegen den „politischen Islam“ und hissten eine Israel-Flagge.

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Der Infostand nach dem Angriff

Bildquelle: Stern.de

Anders als sonst blieb die Aktion der Reaktionäre jedoch nicht ohne Folgen. Ein afghanischer Mann griff mehrere Organisatoren des Infostandes mit einem Messer an, wobei er mit diesem auf die Chauvinisten einstach. Bei dem Angriff wurden mehrere Personen zum Teil schwer verletzt. Darunter auch der Vorsitzende der rechten Organisation, Michael Stützenberger. Während der ziemlich unübersichtlichen Situation griffen auch anwesende Polizisten ein um die Teilnehmer der Aktivität zu schützen. Ein Polizist versuchte dazwischen zu gehen, woraufhin der Angreifer mit dem Messer auf seinen Hals einstach. Daraufhin schoss einer der Beamten auf den Angreifer, der anschließend zu Boden ging und sich aktuell in medizinischer Behandlung befindet. Der Vorfall wurde von zahlreichen Personen gefilmt und es finden sich mehrere Videos davon im Internet. Während alle anderen Beteiligten, wenn auch zum Teil mit schweren Verletzungen überlebten, verstarb der Polizist auf den eingestochen wurde am Sonntag.

Seitdem ist dieser Angriff das Top-Thema schlechthin. Jeder Politiker, der etwas zu sagen hat, hat sich bereits dazu geäußert und seine „Empörung“ und „Anteilnahme“ ausgedrückt. Damit einher gehen aber auch reaktionäre politische Forderungen, wie zum Beispiel die nach einem „härteren Durchgreifen“ des Staates. Was aber auch viel diskutiert wird, ist die Forderung nun auch Menschen die Straffällig geworden sind, zukünftig nach Afghanistan abzuschieben. Dies wird inzwischen nicht nur von der AFD und CDU, sondern auch von SPD und FDP gefordert. Absurd, wenn man bedenkt, dass die BRD noch vor ein paar Jahren Soldaten nach Afghanistan geschickt, Bomben auf das Land abgeworfen und Hand in Hand mit weiteren imperialistischen Staaten massenhaft Menschen dort ermordet hat. Alles angeblich zur Bekämpfung der Taliban. Jetzt wo diese an der Macht sind, soll es aber angeblich okay sein, Menschen dahin abzuschieben.

Im Großen und Ganzen war der Messerangriff in Mannheim allerdings keine Überraschung. Die Aktion des Attentäters war letztlich nichts anderes als eine absehbare Folge jahrzehntelanger chauvinistischer Hetze. Schon seit vielen Jahren sehen sich Migranten, insbesondere muslimische Migranten von allen Seiten Hetze, Angriffen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ausgesetzt. Seien es nun reißerische Zeitungsartikel über ihre Religion, Anschläge auf ihre Moscheen oder rassistische Übergriffe und Beleidigungen auf der Straße. Seit dem 7. Oktober hat sich das alles auch noch um ein Vielfaches intensiviert. Wenn man eine Gruppe von Menschen ausschließt und kontinuierlich an den Rand drängt, dann ist klar, dass irgendwann Menschen mit solchen deutlichen Aktionen darauf reagieren.

Der Angriff in Mannheim wird grundsätzlich von vielen Teilen von Politik und Staat für ihre eigenen Interessen genutzt. Besonders zynisch ist dabei allerdings das Bild, das von der Polizei gezeichnet wird. Insbesondere offizielle Institutionen der Polizei und Polizeigewerkschaften setzen alles daran, Polizisten als arme Opfer darzustellen und vergießen Krokodilstränen wegen der ach so schlimmen Gewalt, der Polizisten angeblich ständig ausgesetzt sind. Die Polizei ist aber in der Regel nicht Opfer, sondern Täter. Besonders die Mannheimer Polizei hat dies in den letzten Jahren gut gezeigt.

So wurden dort in besagten letzten Jahren zahlreiche Menschen durch Polizisten ermordet. Seien es nun der Fall von Ante, welcher in der Innenstadt von Polizisten totgeschlagen wurde oder sei es der Fall von Ertekin, der auf offener Straße erschossen wurde. Auch weitere Fälle sind Teil davon. Besonders auffällig ist, dass viele Menschen dort auch vermeintlich oder tatsächlich ein Messer hatten, im Gegensatz zum kürzlichen Angriff aber keine große Intention zeigten andere Menschen damit zu verletzen, sondern in erster Linie damit drohten sich selbst umzubringen. Menschen die sich in einer psychischen Krise befinden können durchaus ernsthafte konkrete Suizidabsichten haben, häufig sind solche Aktionen aber auch einfach der Versuch in die Psychiatrie eingeliefert zu werden, um einen der wenigen Behandlungsplätze dort zu bekommen.

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Protest auf einer Veranstaltung der Polizei

Bildquelle: Interventionistische Linke Rhein neckar

Der kürzliche Messerangriff bietet der Mannheimer Polizei nun eine gute Grundlage, die vergangenen Morde zu rechtfertigen, indem sie all diese Fälle mit dem einen Angriff vergleichen und über einen Kamm zu scheren. Auch zuvor wurden teils sehr offensichtliche Morde von der Mannheimer Polizei einfach als Notwehr und tragische Zwischenfälle abgetan. So sammelte die Polizeigewerkschaft während des laufenden Prozesses gegen die Beamten, die Ante ermordeten sogar öffentlich spenden für diese. Auch gegen Aktivisten, welche auf die Verbrechen der Polizei aufmerksam machten, indem sie einfach mit dem Slogan „Mannheimer Polizei tötet – Blut an euren Händen“ Aussprachen was Realität ist, wurde durch den Vorsitzenden der Mannheimer Polizeigewerkschaft Anzeige wegen angeblicher Verleumdung gestellt.

Dass ein Polizist wie kürzlich in Mannheim bei einem Angriff getötet wird, ist in der BRD keine Normalität. Nichtsdestotrotz ändert das große Drama, welches jetzt in den bürgerlichen Medien erzeugt wird, nichts an der Tatsache, dass es die Mörderbande der Polizei ist, die massenhaft Blut an ihren Händen hat.

 

Hauptbild: Spurensicherung auf dem Marktplatz

Bildquelle: Mannheimer-Morgen.de