Unlängst wurde die Leipziger Autoritarismus Studie 2024, ein Projekt der Uni Leipzig mit der Heinrich Böll Stiftug und der Otto Brenner Stiftung, veröffentlicht.
Der Titel ist für eine „wissenschaftliche Studie“ erstaunlich reißerisch: „Vereint im Ressentiment - Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen“. Wissenschaftlich muss hierbei allerdings wirklich in fette Anführungszeichen gesetzt werden. Denn: Autoritarismusforschung ist nach der Selbstdarstellung eine Einstellungs- und Vorurteilsforschung über die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Menschen destruktive Einstellungen hervorbringen. Sie rührt her aus dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main unter seinem damaligen Leiter Max Horkheimer. Auch andere Vertreter der sogenannten „Kritischen Theorie“ haben dazu beigetragen. Erich Fromm war als „Sozialforscher“ an der Umsetzung der ersten Autoritarismus-Befragung beteiligt und betrieb dabei auch die sogenannte „Psychoanalyse“. Nicht einverstanden sein mit den bestehenden Zuständen wird dieser Linie folgend als Perversion bzw. Fetischismus dargestellt. Die Unterwerfung unter eine Autorität, welche entsprechende Änderungen hervorbringen könne wird von einem idealistischen und extrem individualistischen Standpunkt als ein „lustvoller“ Akt oder „sadomasochistisches Syndrom“ aus „autoritärer Unterwürfigkeit“ ganz freudistisch sexualisiert und verklärt. Die Autoren der Studie folgen Jürgen Habermas in Bezug auf Krisen „Erst wenn die Gesellschaftsmitglieder Strukturwandlungen als bestandskritisch erfahren und ihre soziale Identität bedroht fühlen, können wir von Krise sprechen.“ - Das Gefühl wird zur Maxime. Entsprechend ließt sich der überbordende Idealismus auch, wenn behauptet wird „Menschen handeln aus Gründen, akademischer würde man auch sagen: Sie sind durch unterschiedliche Wünsche in ihrer Handlung und Wahrnehmung motiviert. … Beziehungen, Handlungen oder Erleben von Menschen [liegt] immer eine Motivation zugrunde. Sigmund Freud hat den Menschen konsequent als ein wünschendes und fantasierendes Tier gedacht.“ „Das gilt auch, wenn es nicht die Motivation eines Menschen ist, sondern die von vielen: Gruppen, soziale Milieus, politische Verbände, Nationen.“ Dass sich derart krasse idealistische „Anti-Autoritäre“ ausgerechnet auf Marx und Engels beziehen erscheint somit einfach nur als Treppenwitz. Man sollte sich vor den Ausführungen der Autoren des Studie hüten, nicht nur weil sie Parteigänger der herrschenden Klasse sind, sondern insbesondere auch weil diese bürgerlichen Soziologen versuchen sich in ein pseudo-marxistisches Gewand zu kleiden und damit Wissenschaftlichkeit vorgaukeln. Was jedoch von Interesse ist, sind die statistischen Erhebungen, die die Grundlage für diesen Blödsinn darstellen. Das haben indes andere besorgt, das Umfrageinstitut USUMA.
Anmerkung: Die ökonomische Grundlage der Menschen in einem imperialistischen Land, bedingt ihr Bewusstsein – so wie es immer und überall war, ist und sein wird, solange es Menschen gibt. Folglich ist imperialistischer Chauvinismus auch unter den Massen verbreitet. Dazu kommen ideologische Kampagnen der Herrschenden, die eben das verstärken sollen. Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass der deutsche Imperialismus in seinem Streben danach den Sprung zur Supermacht vollziehen zu können, offenbar keine besonderen Erfolge in der Verbreitung und Verankerung dieses Vorhabens in der Bevölkerung hat.
Anmerkung: Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass die massiven ausländerfeindlichen Kampagnen, zuletzt insbesondere gegen Muslime, Effekte haben. Jedoch war es den Herrschenden nicht möglich die Spaltung der Arbeiterklasse im allgemeinen bedeutend voran zu treiben. Auf der anderen Seite ist es insbesondere unter den ärmeren Teilen des Volkes gelungen sie gegen ausländische Arbeiter aufzuhetzen, weil sie es sind zu denen ausländische Arbeiter in Konkurrenz treten. Dass diese Postionen z.B. durch die Übernahme von AfD-Forderungen durch die gescheiterte Regierung weiter verbreitet wird ist absehbar. Propagiert noch mehr „Wir lassen uns nicht spalten - Eine vereinte Arbeiterklasse wird unbesiegbar sein!“
Anmerkung: Das politische System und seine ökonomische Basis in der BRD werden von einem Großteil der Menschen hier im Land abgelehnt. Aber nicht nur das. Es „besteht auch eine zunehmende Akzeptanz, ja Anerkennung, von Systemalternativen ...“ Es „stellt sich heraus, dass die Demokratie zunehmend auf tönernen Füßen steht.“
„Selbst die einfache, grundlegende politische Unterstützung der deutschen Demokratie geht somit zurück; die demokratischen Werte und Verfahren befinden sich nicht mehr im Einklang mit den Vorstellungen vieler Menschen“ Die Studie konstatiert, dass „Kritiker und Feinde der Demokratie nicht nur aus den radikalen und extremistischen politischen Gruppen und ihren Anhängern kommen. Sie sind vielmehr längst in den politischen Raum der sogenannten Mitte vorgedrungen.“ Die Autoren selbst gelangen auch zu dem Fazit, dass die „Unzufriedenheit mit der demokratischen Praxis in Deutschland bildet nur die Spitze des Eisbergs ab.“
So drückt sich die allgemeine Krise des Imperialismus in den Haltungen der Menschen in Deutschland aus. Sie wollen das alte, marode und verrottende nicht mehr.
Anmerkung: Die Krise des Parlamentarismus wird hier noch einmal besonders deutlich. Die Studie kommt zu dem naheliegenden Schluss, dass es eine „hohe Unzufriedenheit mit der Regierung sowie auch im weiteren Sinne mit [bürgerlichen] Politikern und Parteien – kurzum der aktuellen Politik“ gibt. Es trete „eine Regierungs- bzw. Politikerverdrossenheit zutage, die komplementär zu den zuvor vorgestellten Ergebnissen auf eine hohe Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik und geringe spezifische Unterstützung, aber auch auf mangelndes Vertrauen gegenüber den [bürgerlichen] Parteien und Politikern schließen lässt.“ Mit „Geht nicht wählen!“ muss diese Tendenz der Massen weiter verstärkt werden. Der Wahlboykott muss insbesondere gegen die kommenden Bundestagswahlen – absehbar im Februar nächsten Jahres – entwickelt werden.
Anmerkung: Die Kampfbereitschaft im Volk nimmt zu, was sich auch in der gewerkschaftlichen Praxis zeigt. Allerdings gibt es darüber hinaus eine gestiegene Bereitschaft bzw. Akzeptanz die Grenzen der Legalität zu überschreiten. Die Autoren der Studie sprechen gar von „latente Aufstandsbereitschaft gegen die Demokratie“. „Kämpft und wehrt euch!“ bestätigt sich als richtige und wichtige Parole. „Die Kapitalisten sollen die Krise bezahlen!“ und „Nieder mit der Lohnsklaverei!“ müssen noch mehr in den Vordergrund gestellt werden. Dabei muss auch in der Praxis das Brechen mit der Legalität der alten bürgerlichen Ordnung, z.B. im Arbeitskampf, ein konstanter Aspekt revolutionärer Arbeit sein.
Anmerkung: Dass derlei Selbstverständlichkeiten, wie eine Parteinahme für die Menschen im Widerspruch Mensch-Natur, in eine Autoritarismusstudie Einzug hält ist schon an sich bemerkenswert. Wichtig bei dieser Untersuchung ist jedoch: Dystopien verfangen nicht. Die „Erzählungen“, um eine den Autoren der Studie naheliegende Begrifflichkeit zu gebrauchen, vom nahenden Weltuntergang und der daraus resultierenden Absage an den Klassenkampf – heute Klimawandeln, damals Atombomben – scheinen keinen größeren Widerhall in den Massen zu finden.