Die an der Ems im niedersächsischen Papenburg gelegende Meyer Werft, eine der größten Schiffbauanlagen der Welt, will aufgrund der finanziellen Probleme des Unternehmens – Kreditschulden in Höhe von 550 Millionen Euro; 2,8 Milliarden Euro liquide Mittel sollen der Werft insgesamt fehlen – 440 Mitarbeiter vor die Tür setzen.
Die 550 Millionen müssen bis November zurückgezahlt sein, sonst droht der Meyer Werft die Insolvenz. Betroffen sein sollen laut Angaben des NDR weniger Monteure, denn Aufträge hat die Werft allerhand, sondern in erster Linie Ingenieure aus Forschung, Design, Entwicklung und Yachtbau, sowie Mitarbeiter aus neueren Geschäftszweigen. Die Geschäftsführung lässt wissen: „Es gilt, jetzt die Weichen dafür zu stellen, dass die Meyer-Werft spätestens bis Ende 2027 mit einer angemessenen Eigenkapitalausstattung ein ausreichendes Ergebnis erwirtschaften kann und im internationalen Wettbewerb besteht.“ Die Meyer Werft hat aktuell rund 3300 Beschäftigte und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro.
Dass nicht wie üblich „die untersten“ zuerst mit den Entlassungen betroffen sein sollen, sticht ins Auge. Da wettert die IG Metall in Person von Gewerkschaftssekretär Thomas Gelder davon, dass man – neben dem „aufgeblähten Führungsapparat“ – doch bei den vielen Fremdfirmen lieber einsparen sollte, um die Stammbelegschaft zu schützen. Diese solle aber gleichzeitig, so sein Vorschlag, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten, „um die Kosten zu senken“, d.h. er setzt sich für eine Senkung des Lohns ein und erledigt den gegenteiligen Zweck einer Gewerkschaft. Das Motto ist mal wieder „alle gemeinsam“ und wenn man dem Unternehmen unter die Arme greift, dann hilft man auch sich selber. In die gleiche Bresche schlägt dann auch mal wieder die niedersächsische SPD, die traditionell äußerst eng mit den großen Industrieunternehmen im Bundesland sowie der IG Metall verflochten ist. Auch die wollen natürlich den „Standort schützen“ und die 440 Arbeitsplätze bewahren.
Die Situation der Meyer Werft und die angekündigten Entlassungen sind ein Zeichen der ökonomischen Krise. Der Schiffsbau war bereits in den vergangenen Jahren aufgrund eines Überangebots an Produzenten in einer Auftragskrise; besonders zu Beginn von „Corona“. 2021 gab es in der Branche in Deutschland mit 19 Auftragseingängen fast das doppelte vom Vorjahr und eine Umsatzsteigerung von 1,9 Milliarden Euro. Die Meyer Werft hat – vermutlich gerade infolge der Flaute hohe Kredite aufgenommen und so die Folgen der Krise, der Überproduktion, hinausgeschoben. Das kehrt jetzt zurück, offenbar muss das Unternehmen, um weiter „im internationalen Wettbewerb bestehen“ zu können, die Produktion infolge des Überangebots etwas drosseln und entsprechend einsparen. Während die vielen laufenden Aufträge noch fertiggebaut werden müssen und die Monteure somit allerhand zu tun haben, muss sich der Ingenieurs- und Planungsbereich etc. darauf einstellen, dass weniger Projekte auf den Tisch kommen. Entsprechend beginnen hier die Entlassungen.
Protest vorm Werksgelände nach der Bekanntgabe der Pläne der Geschäftsführung (Quelle: bild.de)
Titelbild-Quelle: schiffsradar.org