Mit einer verhängnisvollen Entscheidung der Herrschenden wurde vergangene Woche eine neue riesige Welle der Arbeitslosigkeit in der Türkei im Sommer mehr oder weniger besiegelt. Die aufgrund des Widerstands der Arbeiter beschlossenen Kündigungsverbote, wegen denen sich Arbeitgeber gezwungen sahen, andere ähnliche Wege zu finden (was oft der unbezahlte Urlaub war, infolge des Protests hiergegen hatten sie dann einen Grund, Arbeiter dann zu entlassen), sollen nun mit dem Monat Juni auslaufen. Millionen von „überfälligen“ Arbeitsplätzen im maroden bürokratischen Kapitalismus in der Türkei sind dann akut bedroht, vernichtet zu werden.

Protest gegen die Entlassungen, unbezahlten Urlaub, Lohnraub und schlechtere Arbeitsbedingungen wurde unter anderem von Motorrad-Kurieren aus einem Lager in Izmir organisiert, welche die Polizei auseinander trieb und mit strafrechtlichen Mitteln drohte. Die unterschiedlichen Streiks und Proteste in der vergangenen Zeit beweisen, dass die Arbeitermassen im Land gewillt sind, sich zu organisieren.

Auch auf dem Land entwickelt sich der Kampf, diese Tage abermals mit der Ausweitung des Protestes gegen den Abbau in Steinbrüchen – diese Woche in Denizli, wo der Betrieb eines neuen Steinbruchs die Landwirtschaft auf den angrenzenden Thymianfeldern bedroht. Der Kampf der Bauern gegen die Zerstörung des Bodens nimmt im Augenblick immer größere Züge an, sodass unter anderem tonnenweise Baumfällungen in Sirnak im Südosten von Soldaten bewacht werden müssen.

Die Studentenbewegung führt unterdessen den Kampf an der Istanbuler Boğaziçi-Universität gegen die Ernennung des reaktionären neuen Rektors Melih Bulu fort. Studentenproteste werden dort mittlerweile von privaten Sicherheitseinheiten bedroht und Gefangene nun auch von ihnen misshandelt, und doch schaffen es Studenten immer wieder bei Protesten, sich entgegen der bewaffneten Patrouillien und Eisenstangen am Eingang Zugang zum Campus zu verschaffen.