Die zahlreichen Berichte über gewalttätige Übergriffe seitens Großgrundbesitzer und ihrer Handlanger gegenüber armen und landlosen Bauern die entweder für ein Stück Land kämpfen oder ihr erkämpftes Land gegenüber diesen Kräften verteidigen müssen, zeigt die traurige Normalität und Kontinuität des reaktionären Terrors unter dem die armen Bauern in ganz Brasilien leben müssen.
Am 18. Dezember ist es nun wieder zu solch einem Vorfall gekommen.Die Bewohner der Gemeinde Marielle Franco im Süden des brasilianischen Bundesstaates Amazonas wurden erneut von Bewaffneten und Großgrundbesitzern angegriffen. Dieses mal stellte sich heraus, dass es sich bei den Bewaffneten um Zivilpolizisten gehandelt hat, welche im Auftrag der Großgrundbesitzer agierten.
Wie ein solcher Übergriff aussieht, schildert einer der Bauern, welcher sich in einem Busch versteckte und den Vorfall im Anschluss beschrieben hat. Der Bauer sagte aus das über den gesamten Nachmittag Großgrundbesitzer in Begleitung der Zivilpolizisten mit scharfen Waffen um sich geschossen haben, Menschen beim Sammeln von Kastanien behindert haben und anschließend die Anwohner bedrohten.
Ebenfalls am 18. Dezember versammelten sich Bauern im Bundesstaat Pernambucano auf dem Gelände einer ehemaligen Mühle um den Großgrundbesitzer Guilherme Maranhão, Eigentümer des Agrarunternehmens „Agropecuária Mata Sul“ und Vertreter der US-amerikanischen NGO „Save Brazil“ aus dem Gebiet zu vertreiben, welches als privates Umweltschutzgebiet gilt. Als gegen 14:30 Vertreter des Großgrundbesitzers und seiner Yankee-NGO mit 8 Autos im Gebiet auftauchten wurden sie von den Protesten der Bauern überrascht, welche schon mit Feuerwerksraketen schon auf sie warteten und auf den Straßen durch das Waldgebiet Barrikaden errichtet hatten. Die Bauern hatten ebenfalls ein riesiges Transparent mitgebracht auf dem der Slogan „GUILHERME MARANHÃOR RAUS ! ZERSTÖRER DER NATUR UND DES BÄUERLICHEN LEBENS!“ stand. Sichtlich überrascht von der Protestaktion der Bauern musste die Kohorte des Großgrundbesitzers und die US-Forscher ihren Besuch abbrechen und unter dem Schutz bewaffneter Männer die sich als private Sicherheitsleute verkleideten die Flucht ergreifen.
Dieser Aktion zuvor gegangen waren mehrere Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Agrarunternehmen Agropecuária Mata Sul und armen Bauern, in denen das Unternehmen des Großgrundbesitzers Klagen gegen hunderte von Bauernfamilien einreichte, die seit mehr als hundert Jahren auf ihren Grund und Boden arbeiten und leben. Vorwand dieser Enteignungsklagen ist der Vorwurf die Bauern würden widerrechtlich in Umweltschutzgebiete eindringen. Das ist auch der Zweck der Yankee-NGO „Save Brazil“ die zu diesem Anlass einen Bericht im Interesse der Großgrundbesitzer vorbrachte um den angeblich schädigenden Einfluss der Bauern auf das Umweltschutzgebiet zu belegen. Dem zugrunde liegt ein Deal zwischen der US-Nichtsregierungsorganisation und den Großgrundbesitzern. Die Yankee-Forscher liefern den Gerichten Gutachten, welche die Interessen der Großgrundbesitzer wiederspiegeln und die Bauern als Gefahr für Umwelt und Natur brandmarken, dafür wird ihnen ein Teil des Landes für biologische Studien zur Verfügung gestellt, während ein anderer Teil des Landes für Eukalyptusplantagen vom Agrarunternehmen genutzt werden kann. Zwischen den Verfahren befiehl dann der besagte Großgrundbesitzer, Guilherme Maranhão seinen bewaffneten Lakaien mit Unterstützung von Zivil- und Militärpolizei die Brunnen der Bauern mit Pestiziden zu vergiften, das Vieh der Bauern in die Nähe von Straßen und Kirchen zu treiben, Elektrozäune zu installieren und die Anführer der protestierenden Bauern zu kriminalisieren.
Doch das direkte und organisierte Vorgehen der Bauern zeigt - wie auch in anderen Fällen von denen wir berichtet haben - auf, dass die armen Bauern in Brasilien immer mehr bereit sind in direkte Konfrontationen mit ihren Klassenfeinden und deren Lakaien zu gehen um ihr Recht auf ein Stück Land zu erobern. Die letzten Berichte und Übersetzungen die an dieser Stelle veröffentlicht wurden zeugen dabei nicht nur von einer Zunahme der Intensität des Kampfes zwischen der armen Bauernschaft und den Großgrundbesitzern und dem alten brasilianischen Staat, sondern auch davon das dieser Kampf flächendeckend in ganz Brasilien stattfindet. Mit Sicherheit werden wir auch in Zukunft und auch im neuen Jahr verstärkt von diesem Kampf und seinen Erfolgen berichten.
Alle Bilder sind folgender Quelle entnommen: https://anovademocracia.com.br/pe-camponeses-impedem-visita-de-ong-ianque-e-latifundiario-ladrao-de-terras-em-reserva-ambiental/